Arnbacher
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Arnbacher
Gespräche 2003
Ankündigung
Wir stehen immer wieder vor grundlegenden Entscheidungen, die unser Leben gestalten, gleichsam die Dramaturgie unseres Lebens. Diese wesentlichen Herausforderungen müssen wir erfassen, betont Prof. Funiok, und den verschiedenen Versuchungen widerstehen, die uns vermeintlich die einfache Lösung bieten, aber in Wahrheit in die Irre führen. So bietet sich immer wieder die Versuchung an, leicht und schnell zu Ansehen und Einfluss zu kommen, mehr an uns als an andere zu denken. Solche Versuchungen hat auch Jesus erfahren. Nach seiner Taufe im Jordan geht er in die Wüste. Dort melden sich innere Stimmen, die ihn von dem Auftrag, den er gerade erst erkannt hat, abbringen wollen. Die Umsetzung dieser biblischen Erzählung in zwei neuere Verfilmungen kann uns helfen, die zentralen Versuchungen zu sehen - aber auch, was Jesus die Kraft gab, sie zu durchschauen und zurückzuweisen. "Wüste" steht für Alleinsein und Stille. |
Die Bibelzitate, die Jesus findet, zeigen sein ernsthaftes Suchen nach Orientierung. Wieder und wieder fragt Jesus , wie wir: Wie lässt sich unser Recht auf Lebensglück mit den "Zumutungen" Gottes verbinden? Er regt uns jedenfalls an, nur das zu wählen, was zu uns passt und unser Leben gelingen lässt. Ein Gott, der unser Glück will, uns aber doch manches zumutet.
weiteres Material zum Thema...
Prof. Funiok bei Arnbacher
Gesprächen
Philosophische Anschauungen
Bericht Dachauer Nachrichten vom 3.März
2003
Prof. Funiok bei Arnbacher Gesprächen, Schwabhausen (sim) - Zu den Arnbacher Gesprächen hatte die Katholische Landvolkbewegung im Landkreis Dachau in den Arnbacher Pfarrhof geladen. Als Referent konnte Prof. Dr. Rüdiger Funiok, ein Jesuit, von der Philosophischen Hochschule München gewonnen werden. Religiöse Themen und Glaubensgespräche wurden an diesem Abend allerdings ein wenig ausgespart. Das Thema war "Versuchungen .Dramaturgie im Leben". Professor Funiok zeigte zunächst per Videobeamer einige Ausschnitte aus Kino und Fernsehfilmen, wie "Die Bibel-Jesus", oder die kanadische Produktion "Jesus von Montreal", aus denen er sich spannende und mitreißende Szenen ausgesucht hatte, unter anderem die Versuchung Jesu durch den Teufel in der Wüste. Den Satan. interpretierte Prof. Rüdiger Funiok als "innere Stimmen" , auch als "Bild für den falschen Weg". Einige Gäste meinten, sie könnten sich als Versucher eine Schlange oder einen Politiker vorstellen. Andere taten sich auch schwer, den Begriff Versuchung zu definieren. Funiok konnte ihnen dabei nur bedingt helfen.
Auf die Frage, wie man denn
wisse, was richtig und falsch sei, meinte der Philosoph, das könne man
manchmal erst einige Jahre später beurteilen. Als Beispiel nannte er die
,,68-er Generation"'. Da schäumten die Emotionen allerdings über; denn
Dr. Wolfgang Tins wollte das nicht so im Raum stehen lassen. Er brachte
mittels eines prägnanten und mitreißenden geschichtlichen Kurzüberblicks
wohl nicht nur den Professor zum Nachdenken. Dass die Bibel dem Menschen
den richtigen Weg weisen kann, dass darin Gottes Worte stehen, davon wurde
an diesem Abend nicht gesprochen. Vielmehr war Funiok bemüht, vieles mit
Psychologie, Philosophie und Mythen zu erklären.
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PAn der anschließenden Diskussion beteiligten sich nur wenige Zuhörer. Eine Frau meinte: "Der Jesus hat doch versagt." Professor Funiok sagte leise,. dass man das wohl so sehen könne, auch wenn es nicht so ganz richtig sei. Funiok war an diesem Abend sehr bemüht, es allen Besuchern Recht zu machen, anstatt selbst vielleicht klare Standpunkte zu beziehen.
rof. Funiok hat im Rahmen seines Vortrags schriftliches Material an die Besucher verteilt. Wenn Sie Interesse haben, können Sie die Schriftstücke lesen bzw. ausdrucken.
Material
zum Vortrag von Prof. Dr. Rüdiger Funiok S.J.
am 18.2.2003
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Versuchungen - Dramaturgie im Leben |
Wie Jesus in Versuchung gerührt wurde | |
Dialog zwischen Satan und Jesus in dem Film "Die Bibel- Jesus" .. |
Versuchungen
- Dramaturgie im Leben
P. Rüdiger Funiok SJ, München
1. Unser Glaube lässt uns unser Menschsein entfalten, nicht unterdrücken.
So kann die Fastenzeit, in der wir bewusst zu leben versuchen, eine Übung
in menschlicher Freiheit sein. Frei sein heißt: Mich nicht bestimmen
lassen, sondern selbst entscheiden, bewusst zwischen Alternativen wählen,
die uns trotz aller Routine und äußerer Zwänge möglich
sind - täglich, stündlich.
2. Um das für uns Richtige (religiös: den Willen Gottes für uns)
zu finden, brauchen wir einen ungestörten Raum und genügend Zeit,
um die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen, die "Stimmen" in uns
zu hören und sie als uns gut-tuend oder von uns wegführend zu unterscheiden.
Ein solcher freier Raum ist die "Wüste" am Rande unseres normalen Lebensraums:
dort, wo Stille herrscht, wo wir mit uns allein sind. Notwendige Vorkehrungen:
Radio oder Fernseher nicht einschalten, einen längeren Spaziergang für
uns allein machen, Partner und Kindern Bescheid sagen, man wolle eine Zeitlang
ungestört sein. .
3. Bei echten Entscheidungen sollten wir uns mit Menschen, die uns raten können,
beraten. Aber wir sollten auch lange genug in uns hineinhören und uns fragen,
welche der möglichen Alternativen (über einen Zeitraum von einigen
Wochen) mit einem ruhigen guten Gefühl in uns einhergeht. Gott gibt durch
die Erfahrung von "Stimmigkeit", d.h. die Übereinstimmung von Herausforderung
und unserer Persönlichkeit, seine Zustimmung: Ich kenne dich, habe dich
erschaffen, das passt eher zu dir, überfordert dich nicht. . .
4. Es gibt in den Exerzitien des Ignatius von Loyola eine Reihe von Vorstellungsübungen,
mit denen ich mir die Konsequenzen von Entscheidungen verdeutlichen kann.
5. Das als richtig, mir zuträglich Erkannte auch zu tun, gelingt nur, wenn
wir Konsequenz mit einem liebevollen Umgang mit uns selbst verbinden. Gewachsene
Einstellungen zu ändern, braucht einen "Fünf-Jahresplan", konsequente
Arbeit an sich und viel positive
(Selbst-) Verstärkung.
6. Vorsätze sollten nur so groß sein, dass ihre Verwirklichung aus
dem Stand zu ca. 65 % wahrscheinlich ist. Wer eine kleine Kursänderung
durchhält, kommt nach ein paar Wochen wirklich woanders an Land als ohne
Gegensteuerung.
7. Es ist eher die 'Übung in bewusstem Entscheiden als die "großen"
Versuchungen, die unserem Leben eine eigene Gestalt geben, es zu einer christlichen
Handlung (Dramatik) werden lassen.
Wie Jesus in Versuchung geführt wurde
Matthäus 4, 1-11
Dann wurde Jesus vom Geist in die
Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt
werden.
2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.
3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so
befiehl, daß aus diesen Steinen Brot wird.
4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur
von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben
auf den Tempel
6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn
es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf Ihren Händen
zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn,
deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen
Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht 9 und sagte zu ihm:
Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.
10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor
dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.
Markus 1, 12 f.
12 Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste. 13 Dort blieb Jesus vierzig
Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden
Tieren, und die Engel dienten ihm.
Lukas 4, 1-13
Erfüllt vom Heiligen Geist, verließ Jesus die Jordangegend. Darauf
führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher,
2 und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit
über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren,
hatte er Hunger.
3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein,
zu Brot zu werden.
4 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch isst nicht
nur vom Brot.
5 Da führte ihn der Teufel (auf einen Berg) hinauf und zeigte ihm in einem
einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.
6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich
dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will.
7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.
8 Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem, Gott, sollst
du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den
Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier
hinab;
10 denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten;
11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht
an einen Stein stößt.
12 Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott,
nicht auf die Probe stellen.
13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit
von ihm ab.
Fragen zur Verfilmung:
1. Welche Gestalt (Geschlecht, Alter) könnte man dem Versucher geben? Soll
er überhaupt sichtbar sein?
2. Wie lassen sich die drei Versuchungen, für heute verständlich,
umschreiben - immer mitbedacht, es sind Versuchungen eines religiösen Führers?
3. Wie lassen sich die inneren Ortswechsel bewerkstelligen? Wohin sollen sie
Jesus führen?
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Filmografie: König der Könige. USA 1961. 154 Min. Regie: Nicholas
Ray. [30'05" - 36'03"]
Die Bibel- Jesus. D/I/USA 1999.2 Teile (86 u. 87 Min.) Regie: Roger Young. [Teil
1, 37'11"46'02"]
Jesus von Montreal. Kanada 1989.120 Min. Regie: Denys Arcand. [64'10" - 78'00"].
Dialog
zwischen Satan und Jesus in dem Film "Die Bibel- Jesus"
Frau: Jesus.
Jesus: Ich kenne dich.
Frau:
Der Geist Gottes hat dich hierher geführt und dir gestattet zu fühlen,
was Menschen spüren, wenn sie von mir versucht werden. Aber um dies zu
können, mußt du auf jede Weise wie sie sein. So schwach und einsam
und klein wie sie es sind. Verlasse den Schutz der Macht, die in dir wohnt.
Verzichte auf deine Göttlichkeit. Verzichte auch auf deinen Vater.
Bist du gewillt zu fühlen, was Menschen fühlen, Jesus, ohne den
Schutz des Vaters? Du weißt, daß das notwendig ist. Der Geist
Gottes sagt es dir, nicht ich. Nur auf diese Weise können wir uns beide
herausfordern.
Jesus: Ich bin gewillt. (Schreit qualvoll auf)
Frau: Dies ist das Leben, Jesus.
(Aus dem roten Schal der Frau, der davonfliegt, erwächst die Gestalt
des Teufels)
Satan: Du siehst nicht sehr gut aus, Jesus. Bist du hungrig?
Jesus: Ja.
Satan: Hier. Befiehl diesen Steinen, sich in Brotlaibe zu verwandeln.
Jesus; Du meinst, ich soll die Macht meines Vaters benutzen.
Satan: Du hast doch,h die Macht diesen Steinen Befehle zu erteilen, oder?
Jesus: Ich bin nur der Sohn.
Satan: Aber du hast doch auch die Macht? (lacht)
Jesus: Wenn ich sie auf diese Weise einsetze, verfehle ich seinen Auftrag.
Ich soll den Menschen sein Wort bringen, nicht sie mit seiner Macht überwältigen.
Satan: Du bittest doch nur um Brot, um deinen Hunger zu stillen, Jesus.
Menschen haben Hunger. Speise dein hungerndes Volk, Jesus.
Jesus: Der Mensch lebt nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort,
das aus dem Mund Gottes kommt.
Satan: Du verstehst nicht, worum es geht, Jesus. (lacht). Du besitzt die
Macht~die Menschen von ihren Sorgen zu erlösen. Speise diese Menschen,
viele hungern, du kannst sie speisen.
Jesus: Ich wurde geschickt, sie mit Wahrheit zu speisen.
Satan: Sie hungern nach Brot, Jesus.
Jesus: Nein, sie sterben vor Hunger wegen der steinernen Herzen anderer
Menschen. Nicht, weil es der Wille Gottes ist.
Satan: Und du kannst das ändern. All ihr Elend. Also, sie sollen
dir zuhören, dem Zimmermann aus Nazareth. Du, nur du hast die Wahrheit,
das Wort Gottes?
Jesus: Auch andere haben die Wahrheit gesprochen.
Satan: Und die Menschen haben sie alle vernichtet. Seit tausenden von
Jahren. Aber dir, dir werden die zuhören? Warum?
Jesus: Sie werden.
Satan: Und wie willst du das erreichen? Sag, wie willst du sie dazu bringen
zuzuhören? Ich werde dir helfen. Es gibt nur einen Weg, daß sie
auf dich hören, Jesus. Du mußt sie überzeugen, daß du
von Gott gesandt bist. Werfe dich darunter und er befiehlt seinen Engeln dich
aufzufangen. Dann werden sie sehen, daß du jemand bist, dem man zuhören
sollte.
Jesus: Dann würden sie zuhören, nicht wahr?
Satan: Oh, jemandem der das fertig bringt, würden sie zuhören,
ja.
Jesus: Aber das ist nicht der Wille meines Vaters. Wollte er nur, daß
ich seine Gesetze, die Naturgesetze, verändere, hätte er mich nicht
gesandt. Stelle Gott nicht ftjr deine eigenen Zwecke auf die Probe.
Satan: Jesus von Nazareth, von Jerusalem, von Ägypten, von Bethlehem
Wo bist du noch gewesen, Jesus?
Jesus: Nirgendwo.
Satan: Nein? Dann verstehst du nicht, was auf dem Spiel steht. Laß
es mir dir zeigen.
(Satan zeigt Jesus die Welt vom Kosmos aus) Macht, Jesus, Macht, nicht der
Zweite sein, sondern der Erste. Diese Macht hast du nie gespürt, ich
aber schon. Bis jetzt hattest du noch nie dazu Gelegenheit. Nun kannst du
wenn du willst, die Nummer Eins werden.
Frau: Weißt du was das bedeutet, Jesus?
Jesus: Nein.
Frau: Macht ist das, was jeder Mann mehr will als alles andere auf der
Welt. Sie töten dafür Es gibt nichts was kostbarer ist. Und du kannst
sie besitzen.
Jesus: Wie?
Satan: Fall nieder vor mir, Jesus. Ein einziges Mal, in deinem ganzen
Leben, von Urzeiten bis in alle Ewigkeit, nur ein einziges Mal,
Jesus, das ist ein geringer Preis, wenn du den Gewinn bedenkst.
Jesus: (erzürnt und schreiend); Hinweg mit dir Satan, denn es steht
geschrieben, du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott und ihm allein dienen.
Ich will kein Menschenreich erschaffen, indem ich zum Mächtigsten werde,
sondern indem ich der Ärmste werde. Denn ich bin das Lamm Gottes.
Satan: Wir sehen uns wieder, Jesus. Es hat gerade erst begonnen.
Ankündigung
der Arnbacher Gespräche 2003 in der Presse
Zum 3.Gespräch 2003
Zum 2.Gespräch 2003