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Gespräche Übersicht
Arnbacher
Gespräche 2003
Material
zum Vortrag von Prof. Dr. Rüdiger Funiok S.J.
am 18.2.2003
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Versuchungen - Dramaturgie im Leben |
Wie Jesus in Versuchung geführt wurde | |
Dialog zwischen Satan und Jesus in dem Film "Die Bibel- Jesus" .. |
Versuchungen
- Dramaturgie im Leben
P. Rüdiger Funiok SJ, München
1. Unser Glaube lässt uns unser Menschsein entfalten, nicht unterdrücken. So
kann die Fastenzeit, in der wir bewusst zu leben versuchen, eine Übung in
menschlicher Freiheit sein. Frei sein heißt: Mich nicht bestimmen lassen,
sondern selbst entscheiden, bewusst zwischen Alternativen wählen, die uns trotz
aller Routine und äußerer Zwänge möglich sind - täglich, stündlich.
2. Um das für uns Richtige (religiös: den Willen Gottes für uns) zu finden,
brauchen wir einen ungestörten Raum und genügend Zeit, um die verschiedenen
Möglichkeiten abzuwägen, die "Stimmen" in uns zu hören und sie als uns gut-tuend
oder von uns wegführend zu unterscheiden. Ein solcher freier Raum ist die "Wüste"
am Rande unseres normalen Lebensraums: dort, wo Stille herrscht, wo wir mit
uns allein sind. Notwendige Vorkehrungen: Radio oder Fernseher nicht einschalten,
einen längeren Spaziergang für uns allein machen, Partner und Kindern Bescheid
sagen, man wolle eine Zeitlang ungestört sein. .
3. Bei echten Entscheidungen sollten wir uns mit Menschen, die uns raten können,
beraten. Aber wir sollten auch lange genug in uns hineinhören und uns fragen,
welche der möglichen Alternativen (über einen Zeitraum von einigen Wochen) mit
einem ruhigen guten Gefühl in uns einhergeht. Gott gibt durch die Erfahrung
von "Stimmigkeit", d.h. die Übereinstimmung von Herausforderung und unserer
Persönlichkeit, seine Zustimmung: Ich kenne dich, habe dich erschaffen, das
passt eher zu dir, überfordert dich nicht. . .
4. Es gibt in den Exerzitien des Ignatius von Loyola eine Reihe von Vorstellungsübungen,
mit denen ich mir die Konsequenzen von Entscheidungen verdeutlichen kann.
5. Das als richtig, mir zuträglich Erkannte auch zu tun, gelingt nur, wenn wir
Konsequenz mit einem liebevollen Umgang mit uns selbst verbinden. Gewachsene
Einstellungen zu ändern, braucht einen "Fünf-Jahresplan", konsequente Arbeit
an sich und viel positive
(Selbst-) Verstärkung.
6. Vorsätze sollten nur so groß sein, dass ihre Verwirklichung aus dem Stand
zu ca. 65 % wahrscheinlich ist. Wer eine kleine Kursänderung durchhält, kommt
nach ein paar Wochen wirklich woanders an Land als ohne Gegensteuerung.
7. Es ist eher die 'Übung in bewusstem Entscheiden als die "großen" Versuchungen,
die unserem Leben eine eigene Gestalt geben, es zu einer christlichen Handlung
(Dramatik) werden lassen.
Wie Jesus in Versuchung geführt wurde
Matthäus 4, 1-11
Dann wurde Jesus vom Geist in die
Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden.
2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.
3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so
befiehl, daß aus diesen Steinen Brot wird.
4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von
Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben
auf den Tempel
6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt
in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf Ihren Händen zu tragen,
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen
Gott, nicht auf die Probe stellen.
8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen
Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht 9 und sagte zu ihm:
Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.
10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor
dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.
Markus 1, 12 f.
12 Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste. 13 Dort blieb Jesus vierzig Tage
lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren,
und die Engel dienten ihm.
Lukas 4, 1-13
Erfüllt vom Heiligen Geist, verließ
Jesus die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in
der Wüste umher,
2 und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung
geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber
waren, hatte er Hunger.
3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes
Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.
4 Jesus antwortete ihm: In der Schrift
heißt es: Der Mensch isst nicht nur vom Brot.
5 Da führte ihn der Teufel (auf einen
Berg) hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.
6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und
Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen,
und ich gebe sie, wem ich will.
7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.
8 Jesus antwortete ihm: In der Schrift
steht: Vor dem Herrn, deinem, Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein
dienen.
9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem,
stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist,
so stürz dich von hier hinab;
10 denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten;
11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen
Stein stößt.
12 Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott,
nicht auf die Probe stellen.
13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.
Fragen zur Verfilmung:
1. Welche Gestalt (Geschlecht, Alter) könnte man dem Versucher geben? Soll er
überhaupt sichtbar sein?
2. Wie lassen sich die drei Versuchungen, für heute verständlich, umschreiben
- immer mitbedacht, es sind Versuchungen eines religiösen Führers?
3. Wie lassen sich die inneren Ortswechsel bewerkstelligen? Wohin sollen sie
Jesus führen?
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Filmografie: König der Könige. USA
1961. 154 Min. Regie: Nicholas Ray. [30'05" - 36'03"]
Die Bibel- Jesus. D/I/USA 1999.2 Teile (86 u. 87 Min.) Regie: Roger Young. [Teil
1, 37'11"46'02"]
Jesus von Montreal. Kanada 1989.120 Min. Regie: Denys Arcand. [64'10" - 78'00"].
Dialog
zwischen Satan und Jesus in dem Film "Die Bibel- Jesus"
Frau: Jesus.
Jesus: Ich kenne dich.
Frau:
Der Geist Gottes hat dich hierher geführt und dir gestattet zu fühlen,
was Menschen spüren, wenn sie von mir versucht werden. Aber um dies zu können,
mußt du auf jede Weise wie sie sein. So schwach und einsam und klein wie sie
es sind. Verlasse den Schutz der Macht, die in dir wohnt. Verzichte auf deine
Göttlichkeit. Verzichte auch auf deinen Vater.
Bist du gewillt zu fühlen, was Menschen fühlen, Jesus, ohne den Schutz des
Vaters? Du weißt, daß das notwendig ist. Der Geist Gottes sagt es dir, nicht
ich. Nur auf diese Weise können wir uns beide herausfordern.
Jesus: Ich bin gewillt. (Schreit qualvoll auf)
Frau: Dies ist das Leben, Jesus.
(Aus dem roten Schal der Frau, der davonfliegt, erwächst die Gestalt des Teufels)
Satan: Du siehst nicht sehr gut aus, Jesus. Bist du hungrig?
Jesus: Ja.
Satan: Hier. Befiehl diesen Steinen, sich in Brotlaibe zu verwandeln.
Jesus; Du meinst, ich soll die Macht meines Vaters benutzen.
Satan: Du hast doch,h die Macht diesen Steinen Befehle zu erteilen, oder?
Jesus: Ich bin nur der Sohn.
Satan: Aber du hast doch auch die Macht? (lacht)
Jesus: Wenn ich sie auf diese Weise einsetze, verfehle ich seinen Auftrag.
Ich soll den Menschen sein Wort bringen, nicht sie mit seiner Macht überwältigen.
Satan: Du bittest doch nur um Brot, um deinen Hunger zu stillen, Jesus.
Menschen haben Hunger. Speise dein hungerndes Volk, Jesus.
Jesus: Der Mensch lebt nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort,
das aus dem Mund Gottes kommt.
Satan: Du verstehst nicht, worum es geht, Jesus. (lacht). Du besitzt die
Macht~die Menschen von ihren Sorgen zu erlösen. Speise diese Menschen, viele
hungern, du kannst sie speisen.
Jesus: Ich wurde geschickt, sie mit Wahrheit zu speisen.
Satan: Sie hungern nach Brot, Jesus.
Jesus: Nein, sie sterben vor Hunger wegen der steinernen Herzen anderer
Menschen. Nicht, weil es der Wille Gottes ist.
Satan: Und du kannst das ändern. All ihr Elend. Also, sie sollen dir zuhören,
dem Zimmermann aus Nazareth. Du, nur du hast die Wahrheit, das Wort Gottes?
Jesus: Auch andere haben die Wahrheit gesprochen.
Satan: Und die Menschen haben sie alle vernichtet. Seit tausenden von
Jahren. Aber dir, dir werden die zuhören? Warum?
Jesus: Sie werden.
Satan: Und wie willst du das erreichen? Sag, wie willst du sie dazu bringen
zuzuhören? Ich werde dir helfen. Es gibt nur einen Weg, daß sie auf dich hören,
Jesus. Du mußt sie überzeugen, daß du von Gott gesandt bist. Werfe dich darunter
und er befiehlt seinen Engeln dich aufzufangen. Dann werden sie sehen, daß
du jemand bist, dem man zuhören sollte.
Jesus: Dann würden sie zuhören, nicht wahr?
Satan: Oh, jemandem der das fertig bringt, würden sie zuhören, ja.
Jesus: Aber das ist nicht der Wille meines Vaters. Wollte er nur, daß
ich seine Gesetze, die Naturgesetze, verändere, hätte er mich nicht gesandt.
Stelle Gott nicht ftjr deine eigenen Zwecke auf die Probe.
Satan: Jesus von Nazareth, von Jerusalem, von Ägypten, von Bethlehem Wo
bist du noch gewesen, Jesus?
Jesus: Nirgendwo.
Satan: Nein? Dann verstehst du nicht, was auf dem Spiel steht. Laß es
mir dir zeigen.
(Satan zeigt Jesus die Welt vom Kosmos aus) Macht, Jesus, Macht, nicht der
Zweite sein, sondern der Erste. Diese Macht hast du nie gespürt, ich aber
schon. Bis jetzt hattest du noch nie dazu Gelegenheit. Nun kannst du wenn
du willst, die Nummer Eins werden.
Frau: Weißt du was das bedeutet, Jesus?
Jesus: Nein.
Frau: Macht ist das, was jeder Mann mehr will als alles andere auf der
Welt. Sie töten dafür Es gibt nichts was kostbarer ist. Und du kannst
sie besitzen.
Jesus: Wie?
Satan: Fall nieder vor mir, Jesus. Ein einziges Mal, in deinem ganzen
Leben, von Urzeiten bis in alle Ewigkeit, nur ein einziges Mal,
Jesus, das ist ein geringer Preis, wenn du den Gewinn bedenkst.
Jesus: (erzürnt und schreiend); Hinweg mit dir Satan, denn es steht geschrieben,
du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott und ihm allein dienen. Ich will kein
Menschenreich erschaffen, indem ich zum Mächtigsten werde, sondern indem ich
der Ärmste werde. Denn ich bin das Lamm Gottes.
Satan: Wir sehen uns wieder, Jesus. Es hat gerade erst begonnen.