Arnbacher Gespräche Übersicht                   Arnbacher Gespräche 2005


Jahresthema 2005: Geld - Gott - Gerechtigkeit

3. Gott und Geld - Glaube im Alltag des Wirtschaftens
Prof. Dr. Markus Vogt, Phil.Theol Hochschule Benediktbeuern
3. März 2005, 19.30 Uhr


Hinführung zum Thema:
Gibt es eine Einheit von Markt und Moral? Können wir Gott und dem Geld zugleich dienen? Die Frage der Vereinbarkeit von beidem ist das Thema von Markus Vogt. Das notwendige Orientierungswissen für eine gerechte und lebensdienliche Ökonomie ist nicht schon in der Bibel oder im Traditionsgut der Katholischen Soziallehre oder der Evangelischen Sozialethik vorhanden, jedenfalls nicht in hinreichend differenzierter Form. Es muss vielmehr von den Christen in immer neuen ökonomischen, sozialen, ökologischen und politischen Abwägungsprozessen erschlossen werden. Nur eine lernende Kirche kann die Zeichen der Zeit erkennen und im Alltag des Wirtschaftens Gott und Geld jeweils eine verantwortete Bedeutung zumessen. Im Bereich der globalen Wirtschaft ist ein radikaler Lernprozess nötig: Weder Kirche noch Gesellschaft haben hinreichende Antworten auf die Globalisierung der sozialen Frage, den weltweiten "Ausverkauf" der Natur und die strukturellen Herausforderungen für einen gerechten und offenen Arbeitsmarkt. Die Beantwortung der Herausforderungen kann nicht allein auf der wirtschaftlichen Ebene bewältigt werden, sondern fordert Querschnittsdenken und eine neue Verbindung von politischer, wirtschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Verantwortung.

Wertegesellschaft statt Wertpapiergesellschaft
Bericht von Werner Götz


Sind Markt und Moral vereinbar? - Können wir Gott und dem Geld zugleich dienen?

Solche Fragen standen im Mittelpunkt des dritten Arnbacher Gesprächs. Als Referenten hatte das Landvolk Markus Vogt, Professor an der philosophischen Hochschule Bernbeuern eingeladen. Vogt legte dar, dass bereits im Calvinismus angestrebt wurde Gott und Geld zu verknüpfen, indem man unterstellte wirtschaftlicher Erfolg zeuge von der besonderen Gunst Gottes. Es nimmt nicht Wunder, dass gerade in den USA die Calvinisten sehr verbreitet sind. Die wirtschaftliche Macht der USA ist offensichtlich und teilweise auch durch diese Einstellung zum Erfolg begründet.

Auch die Kirche ist und war häufig auf der Seite der Reichen zu finden.Allerdings ist die Synthese aus Gott und Geld dadurch noch keineswegs gerechtfertigt. Im Gegensatz zum Calvinismus wendet sich die Theologie der Befreiung in Lateinamerika den Armen zu. Auch in

der Bibel sind Textstellen zu finden,wonach es Reiche schwer haben christliche Grundwerte zu erfüllen: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher ins Himmelreich!

Daraus folgt, Kirche müsste eigentliche auf der Seite der Armen stehen. Die zunehmende Ökonomisierung aller Lebensbereiche wird sonst zur Ersatzreligion. Aber für den Vernünftigen ist unbestreitbar, wir brauchen Geld in unserem Leben, besonders wenn wir es für gute Absichten einsetzen wollen. Die Idee ist Wirtschaften für den Menschen. Der Versuch christlicher Ethik, zu einer freiheitlichen, funktionsfähigen, human, sozial und ökologisch verantwortbaren Wirtschaft beizutragen, ist ein Lernprozess.

Es geht darum die Spannung zwischen Gott und Geld auszugleichen. Um dies ins Leben, in den Alltag zu übertragen fordert Vogt eine lernende Gesellschaft. Wettbewerb ist für ihn positiv und gehört zur Demokratie. Er ist innovativ, Teil der Natur des Menschen, kann sozial sein und zu besseren Verhältnissen führen. Aber Wettbewerb braucht gesellschaftlich akzeptierte Regeln.
Im Vortrag wurde jedoch deutlich, es gibt zur Zeit kaum eine Institution, die solche Regeln für alle verbindlich aufstellen und deren Beachtung auch weltweit durchsetzen kann. Diese Regeln müssen in eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmensethik einfließen. Wir brauchen aber auch eine Konsumentenethik. Der Bürger muss sich bewusst werden wie sich sein Kaufverhalten auswirkt und entscheiden welche Folgen er hinnehmen will oder nicht. In der verantwortlichen Mitgestaltung der Wirtschaft ist Nachhaltigkeit ein vorrangiges Ziel, wie es zum Beispiel in der Agenda 21 verfolgt wird.

Voraussetzung für Nachhaltigkeit ist der sparsame Umgang mit den Ressourcen. Dabei spielen eine neue Verhältnismäßigkeit von Ökologie und Ökonomie und die Beachtung der Grenzen des Wettbewerbs und des Wachstums eine entscheidende Rolle. Vogt fordert ein neues Verständnis von Arbeit. Arbeit ist Würde. Nicht der Sozialstaat ist zu teuer sondern die Arbeitslosigkeit. Hoffnung sieht Vogt in einem neuen Boom der Unternehmensethik. Hier soll Erfolg und Ethik in Einklang gebracht werden. Es gibt bereits Unternehmen wo die Unternehmensethik ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. In der Aussprache der Teilnehmer mit dem Referenten wurde deutlich, dass die Zusammenhänge in unserer Gesellschaft und Wirtschaft immer komplizierter und damit unüberschaubar werden. Das verursacht Angst bei den Menschen und es entsteht der Eindruck, der einzelne habe keinen Einfluss auf die Geschehnisse. Aber es wurden auch Beispiele wie die Regionalvermarktung aufgezeigt wo kleine Schritte zum Positiven erkennbar sind.

Die Arnbacher Gespräche haben heuer ein Thema aufgegriffen, das allen Teilnehmern auf den Nägeln brennt, das aber noch nicht abgeschlossen werden kann, sondern auch in der Zukunft aktuell bleibt. Allen Teilnehmern wurde klar, hierfür ist Geduld, Zuversicht und Ausdauer von jedem einzelnen gefordert.

Die Arnbacher Gespräche gibt es seit 20 Jahren. Als Dank schenkte eine Teilnehmerin den Veranstaltern eine riesige Breze in der die Zahl 20 eingebacken war.

Werner Götz
Vorsitzender der KLB Dachau



Mit dem Thema "Gott und Geld" gingen die Ambacher Gespräche 2005 zu Ende
Glaube im Alltag des Wirtschaftslebens
Bericht der Dachauer Nachrichten

Arnbach/Dachau (id) Zum Abschluss der Arnbacher Gespräche 2005 hat sich Prof. Dr. Markus Vogt von der philosophisch-theologischen Hochschule Benediktbeuern mit dem Thema" Gott und Geld - Glaube im Alltag des Wirtschaftslebens" befasst.

Im Mittelpunkt stand an diesem Abend dabei die Frage, ob es eine Einheit von Markt und Moral gebe und ob wir Gott und dem Geld zugleich dienen können. Ehe sich Vogt diesen Fragen zuwandte, versuchte er Verbindungen aus der Geschichte herzustellen. Schon bei den Calvinisten war verankert, dass wirtschaftlicher Erfolg von einer besonderen Gunst Gottes zeuge. Diese vor allem in den USA bekannte Denkweise zeugt zwar von einer besonderen Einstellung zum Erfolg, kann nach Vogts Worten jedoch nicht eine Synthese aus Gott und Geld rechtfertigen. Zwar sei es unbestritten, dass auch unter christlichen Aspekten Geld erwirtschaftet werden muss. Neu sei in Zeiten einer zunehmenden Ökonomisierung jedoch, dies unter dem Aspekt christlicher Ethik zu einer freiheitlichen, funktionsfähigen und sozial-ökologisch verantwortbaren Wirtschaft auszubauen.

Unter dem Begriff der ökologisch-sozialen Marktwirt schaft verberge sich somit der Versuch, den Markt als effektivstes Mittel zur Schaffung von Wohlstand zu nutzen, soziale Gerechtigkeit zu garantieren und alle wirtschaftlichen Prozesse von Anfang an so zu gestalten, dass die natürlichen Existenzgrundlagen geschont werden. Für Vogt ist es dabei wichtig, den Umwelt- und Naturschutz nicht nur als Begrenzungsfaktor der gesellschaftlichen Entwicklung zu sehen, sondern ihn zum Zielfaktor einer Zukunftsgestaltung zu machen, die die Natur schützt. Wolle man diese Ziele umsetzen, müsse eine lernende Gesellschaft erzeugt werden, "die innovativ denkt, Wettbewerb akzeptiert und sich gesellschaftlich anerkannten Regeln unterwirft". Doch gerade hier zeige der Alltag, dass dies sehr schwer ist. Es gebe derzeit nur sehr wenige Institutionen, die für sich solche Regeln aufgestellt haben und auch weltweit durchsetzen könnten. Diese neue Form der Unternehmensethik müsse jedoch nachhaltig sein, um auch beim Konsumenten eine neue Form der Konsumentenethik zu erzeugen. Nur wenn der Bürger selbst die Folgen eigenen Kaufverhaltens spüre, werde es zu Veränderungen kommen. "Nicht der Sozialstaat ist teuer, sondern die Arbeitslosigkeit" sagte Prof. Markus Vogt.

Und hier schließ sich der Kreis. Veränderter Umgang mit Resourcen und eingegrenzter Wettbewerb bringen laut Vogt ein neues Verständnis von Arbeit. "Nicht der Sozialstaat ist zu teuer, sondern Arbeitslosigkeit." Die Lösung des Problems könnte somit ein Boom der Unternehmensethik bringen. Durch die Kombination von Erfolg und Unternehmensethik, die bereits bei einigen Unternehmen zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor geworden sei, könnten nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursachen des sozialen Unfriedens wirkungsvoll bekämpft werden.


Ankündigung der Arnbacher Gespräche 2005 in der Presse
Zum 1.Gespräch 2005 (Prof.Bonß)
Zum 2.Gespräch 2005 (
Dr. Christopher Stehr)