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Bußgottesdienst 2014
am 11. April 2014 in der Basilika am Petersberg

Thema:  Abschied und Hoffnung / Erinnerung und Vergegenwärtigung
musikalisch begleitet von Gotthard Dobmeier, Orgel

Eingangslied (Gotthard) GL 621 Ich steh vor dir mit leeren Händen

Liturgische Eröffnung (Pfr. Josef Mayer)
gemeinsam: Im Namen des Vaters ….

Statio/Begrüßung (Martin)

Liebe Gottesdienstgemeinde, wir begrüßen euch recht herzlich hier am Petersberg zum Bußgottesdienst der Katholischen Landvolkbewegung und des Jungen Landvolks im Landkreis Dachau.
Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der/die hierher gekommen ist, um mit uns gemeinsam diese Ostervorbereitung zu begehen.

In diesem Jahr knüpfen wir thematisch an vier vorangegangene Bußgottesdienste an und behandeln zwei weitere Stationen des aus dem Jahr 2007 eingeweihten Skulpturenweges am Petersberg.
Ihr seht die beiden Bilder vor euch.
Wir wollen uns heute mit dem Skulpturen "Abschied" und den "Stelen der Erinnerung" beschäftigen.
Ich wünsche uns allen dabei eine gute Besinnung.

Gebet (Alfred)
Lebendiger Gott, wir sind zusammengekommen, um inne zu halten. Wir schauen zurück auf unseren je eigenen Weg.
Einige Fragen werden uns zu persönlicher Besinnung führen. Hilf uns, den Segen unseres Lebens ebenso zu entdecken wie
die Situationen, in denen wir an Grenzen gestoßen und hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben sind.
So bitten wir dich, durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Abschied und Hoffnung

Einführung (Josef)

Im Laufe der Jahre hat die KLB Dachau die Stationen des Skulpturenweges am Petersberg, die unter der Überschrift "Mit Leidenschaft Mensch sein" entstanden sind, in verschiedenen vorösterlichen Bußgottesdiensten bearbeitet. Die einzige Station, die noch ausstand, ist die Station "Abschied". Sie ist nun folgerichtig für 2014 vorgesehen.

Der Vorgang erhielt eine zusätzliche Prägung, weil am Rosenmontag, dem 3. März 2014 mit Waltraud Tabery-Pabst die Schöpferin des Werkes "Abschied" verstorben ist. Sie hat ihren Sohn Daniel und ihren Mann gebeten, das Bild dieser Station auf ihr Sterbebild zu setzen. Ihnen danken wir für die Überlassung der Vorlage und die Zustimmung zu unserem Vorhaben.

Wir alle denken, dass es im Sinne der Verstorbenen ist, ihrer gedenkend, dieser Station die Überschrift "Abschied und Hoffnung" zu geben. Diese Hoffnung kommt nicht nur in der Art, wie sie den letzten Weg ihres Lebens gegangen ist, sondern auch in den Texten zum Ausdruck, die wir für heute gewählt haben.

So hören wir als Lesung zwei Abschnitte aus dem Lukasevangelium, die unter dem Titel "Emmausgeschichte" in der biblischen Literatur ihre Verbreitung gefunden haben:

Lesung Lk.24,28-31 (Emmaus) (Martin)

Lied (Gotthard) GL 956,3 Meine Hoffnung

Lesung Lk.24, 32-33 (Martin)

Lied (Gotthard) GL 956,3 Meine Hoffnung

Fragen zur Besinnung (Anneliese und Horst abwechselnd)

- Von wem oder von was musste ich mich in der letzten Zeit verabschieden?
- Was hat dieser Abschied in mir persönlich ausgelöst?
- Wer hat mir Hoffnung und Zuversicht geschenkt?
- Wenn ich an Abschied denke: Was bereitet mir Schwierigkeiten?
- Was weckt in mir Kraft für einen neuen Aufbruch?

Lied (Gotthard) GL 956,3 Meine Hoffnung

Musik, instrumental (Gotthard)

Erinnerung und Vergegenwärtigung

Einführung (Josef)
Die Station "Abschied" auf dem Skulpturenweg Petersberg ist bisher die einzige Station, die ein "Kind" bekommen hat. Der Grund ist ganz einfach:
Seit vielen Jahren, schon unter Pfr. Karl Namberger, hat sich der Petersberg zu einem Ort für trauernde Angehörige entwickelt.
Seit Weihnachten 2000 gibt es die Kooperation in der Trauerarbeit mit dem Dachauer Forum. Bei diesen Seminaren begegneten uns immer wieder Menschen, die für verstorbene Angehörige keinen Trauerort haben.

Seien es vor der Geburt verstorbene Kinder oder Menschen, die sich auf See, auf einem Friedwald oder an einem fernen Ort bestatten ließen oder seien es Vermisste oder Menschen, deren Gräber aufgelöst wurden. Nicht selten ist der fehlende Trauerort eine besondere Erschwernis für einen guten Trauerprozess.

Bilder von H. Pabst, A. Bayer, Montage H. Lachmann

Deswegen entstanden nach Einwilligung der Künstlerin Waltraud Tabery-Pabst und der Gruppe "Skulpturenweg Petersberg" diese Erinnerungsstelen, an denen nun schon die ersten Namen eingegeben sind.Diese Stelen liefern uns den Titel für den zweiten Abschnitt unseres diesjährigen Bußgottesdienstes. Er lautet bewusst: "Erinnerung und Vergegenwärtigung". Das sind auch die zwei Dimensionen, die Jesus beim letzten Mahl mit seinen Jüngern besonders im Blick hatte.

Hören wir deshalb als Lesung die Einsetzungsworte in der Überlieferung des Apostels Paulus:

Lesung 1 Kor 11, 23-26 Einsetzungsworte (Alfred)

"Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt."

Lied (Gotthard) GL 537, 1 + 2 Beim letzten Abendmahle

Text von Pater Reinhard (Anneliese)

"Tut dies …" – gemeint ist, das tun, was Jesus tut: das Brot brechen, es austeilen und es gemeinsam essen, den Kelch mit dem Wein reichen und daraus trinken, jeweils mit den Worten, die Jesus dazu sprach. Aber: "… zu meinem Gedächtnis" – was ist damit gemeint?

Ehrlich gesagt, lange hatte ich mir diese Frage überhaupt nicht gestellt. Es gibt ja viele Worte in der Heiligen Messe, die man zwar akustisch hört – und überhört -, aber nicht versteht. Und so war es mir auch mit diesem Wort gegangen. Es klang einfach zu kirchendeutsch, zu abgehoben, als dass es mir etwas gesagt hätte.

Als ich dann irgendwann angefangen hatte, über seine Bedeutung nachzudenken, verstand ich es so, wie es der allgemeine Sprachgebrauch eben nahelegt, im Sinne von: sich an jemanden "erinnern" oder auch: seiner "ehrend gedenken", wie etwa bei einer Gedenkfeier für die Gefallenen der Weltkriege. Dann müsste der Satz, so sagte ich mir, also bedeuten: "Tut dies zur Erinnerung an mich!" oder: "Tut dies zu meinem Andenken!"

Jesus hätte dann die Seinen aufgefordert, das Brot zu brechen und den Kelch zu trinken, damit sie sich noch über seinen Tod hinaus erinnern, den Blick also in die Vergangenheit richten, auf sein Leben, Leiden und Sterben damals. Was ja durchaus Sinn hätte; viele Christen jedenfalls – auch viele Zelebranten -, das finde ich im Gespräch mit den Teilnehmern an meinen Glaubenskursen immer wieder bestätigt, scheinen den Satz so zu verstehen


Ich weiß noch, wie erstaunt ich war, als ich dann in einer Vorlesung hörte, das griechische Wort, das bei Paulus und bei Lukas für "Gedächtnis" steht – anamnesis -, bedeute nicht Rückblick auf Vergangenes, als nicht nur ehrend-gedenkende Erinnerung, sondern vielmehr Vergegenwärtigung, und zwar Vergegenwärtigung von sowohl Vergangenem wie auch Gegenwärtigem und Zukünftigem.
Anamnesis sei mehr als ein erinnerndes Ins-Gedächtnis-Rufen. Die Kirche des Anfangs habe darunter ein Tun des Herzens verstanden, bei dem die Christen an den Jesus denken, der auch jetzt – als der auferstandene, lebendige – anwesend ist; jetzt anwesend mit derselben liebenden Hingabe an seinen göttlichen Vater und an uns Menschen, mit der er damals bis ans Kreuz gegangen ist; und anwesend als der Jesus, der mit uns die Zukunft, das ewige Leben, teilen will. "Tut dies zu meinem Gedächtnis!", so begriff ich nun, bedeutet also: sich innerlich bewusst machen – ver-gegenwärtig-en -, dass Jesus jetzt gegenwärtig ist; innerlich an ihn denken und mit ihm zusammen sein; also nicht nur an ihn zurückdenken, sondern zu ihm hin-denken …

Lied (Gotthard) GL 537,3 Beim letzten Abendmahle

Fragen zur Besinnung (Martin und Horst abwechselnd)

- An was erinnere ich mich gerne?
- Woran möchte ich lieber nicht erinnert werden?
- Bei welchen Handlungen, Arbeiten, Gegenständen wird
  in mir das Gefühl geweckt, dass jemand Anderer, der jetzt
  nicht bei mir ist, dennoch da ist?
- Welche Menschen kommen mir in den Sinn, die durch ihre
  Eigenschaften für mich Vorbild sind?
- In welchen Gemeinschaften fällt mir das Erzählen über
  Vergangenes schwer – und wo ist es sehr leicht?
- Welche Erinnerungsorte sind mir persönlich sehr wichtig?
- Welche Rituale helfen mir in meiner Erinnerung bzw.
  Vergegenwärtigung weiter?

Musik, instrumental (Gotthard)

S t i l l e

Schuldbekenntnis (Josef) Ich bekenne …

Vergebungsbitte (Josef)

Vater unser - (an den Händen fassen)
Jesus, das Licht der Welt, führt uns immer wieder zusammen. Voller Zuversicht und Vertrauen wenden wir uns mit ihm an den Vater: Vater unser …

Schlussgebet (Anneliese)
Herr, unser Gott, in diesem Bußgottesdienst haben uns Gedanken zum Abschied, aber auch der Hoffnung begleitet. Und wir machten uns mit Jesus auf den Weg in die lebendige Erinnerung, in die Vergegenwärtigung seines Tuns für jetzt und heute und in die Zukunft hinein. Gib uns in diesen Tagen auf Ostern hin den rechten Blick und eine helfende Hand für Menschen in Not. Begleite uns bei unserem Suchen und Umkehren und gib uns viel Kraft, immer mehr deine Liebe auszuteilen. Schenke uns und unserer Welt deinen Frieden durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Ankündigung "Licht" und Handauflegung (Alfred)

Nach dem Schlusslied laden wir Sie nach vorne ein zu einem "Lichtergang"   und zur Handauflegung.

Die Kerze steht für Jesus Christus, das Licht der Welt:
sie führt uns auf Ostern zu
und kann für einen Menschen, der uns zum Licht geworden ist,
an den wir uns gerne erinnern, entzündet werden und leuchten,
aber auch für Menschen, die so ein Licht besonders brauchen
oder für mich selbst.

Die Kerze bitte dann in einen der vorbereiteten Behälter mit Sand stecken.

Segen (Josef)

Schlusslied (Gotthard) 955
Bewahre uns Gott Kerzen entzünden Zuspruch und Handauflegung (Josef)

Meditative Musik (Gotthard)


Bilder: Hans Schertl, H. Pabst, Alfred Bayer

Texte früherer Bußgottesdienste