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Bußgottesdienst 2012
am 30. März 2012 in der Basilika am Petersberg

Thema:  … den Menschen gleich
musikalisch begleitet von Roland Prantl aus Ramelsbach (Klarinette)

Eingangslied: Wo zwei oder drei (Kanon)

Begrüßung:
Liebe Gottesdienstbesucherinnen und –besucher, wir – die Katholische Landvolkbewegung im Landkreis Dachau – begrüßen Sie herzlich hier am Petersberg zum Bußgottesdienst. Als Thema haben wir heuer gewählt "... den Menschen gleich". Es erinnert uns an die 50 Jahre, die die Diözesen Ecuadors mit unserer Erzdiözese München und Freising partnerschaftlich verbunden sind. Es weist uns hin auf fünf Jahrzehnte geschwisterliche Hilfe und Brücke nach Lateinamerika. Diese Begegnungen hier und in Ecuador tragen viele Namen, einer davon heißt Mons. Leonidas Proaño, ehemals Bischof von Riobamba in der Chimborazo-Region. Viele kennen wohl das Projekt "Land für Indios", das die Katholische Landvolkbewegung der Münchner Diözese seit 1991 dort unterstützt – vom Landkauf zum Lama-Projekt bis zur Aufforstung.

Fast jährlich begegnen sich die Partner. Das große Anliegen Bischof Proaños und auch seines Nachfolgers Victor Corral war es, den Indigenas, den Einheimischen, eine Stimme, Gehör und Ansehen zu geben. Am Grab Bischof Proaños in San Antonio de Ibarra befindet sich ein Kreuz, das Christus mit Poncho darstellt. Dieses Bild soll uns heute in diesem Versöhnungsgottesdienst begleiten.

Dialog vor dem Kyrie:

Werner: Wir sind hier zum Bußgottesdienst auf den Petersberg gekommen, um uns auf Ostern vorzubereiten. Wenn wir vom Bußgottesdienst wieder heimkommen, sollte sich doch etwas geändert haben. Michaela: Was meinst du damit?
Werner: In der Lesung heißt es heute: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht .... Also was heißt das für mich? Michaela: Das könnte heißen, für die anderen da zu sein und einander in Liebe begegnen. Ein hoher Anspruch, wenn ich an mein Leben denke. Vor allem an mein Nicht-tun-was-nötig-wäre und Mein-selber-gelten-wollen.
Werner: Das heißt, nach dem Gottesdienst müsste ich mein Leben ändern, vielleicht sogar einen neuen Lebensstil pflegen. Da habe ich eigentlich nicht dran gedacht, als ich heute auf den Petersberg gefahren bin.
Michaela: Lass uns doch anfangen, über unser Leben nachzudenken. Dieser Bußgottesdienst gibt uns allen dazu Zeit und Gelegenheit.

Kyrieruf: GL 931, 5

Tagesgebet:
Christus Jesus, unser Bruder und Freund, du willst dein Leben und Sterben mit uns teilen. Du gehst mitten hinein in unser Leben mit all seinen Dunkelheiten und Abgründen, die wir nicht vor dir verbergen müssen, die wir deiner grenzenlosen Barmherzigkeit anvertrauen dürfen. Du sagst ohne Wenn und Aber jedem einzelnen Menschen in unserer Weit dein JA zu.

Lesung: Phil 2,5 – 11 – 1.
Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: 'Jesus Christus ist der Herr'- zur Ehre Gottes, des Vaters.

Zwischengesang:
Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr! Suche den Frieden!

Evangelium: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein (Joh. 8,1-11)
Jesus aber ging zum Ölberg. Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.

Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder in der KLB Dachau, liebe Glaubensgeschwister am Petersberg, Mitchristinnen und Mitchristen! Es ist ein bedeutendes Jahr, dieses Jahr 2012, in dem die Bischofskonferenz unseres Partnerlandes Ecuador und wir hier in der Erzdiözese das 50jährige Bestehen dieser Brücke zwischen den Kulturen Lateinamerikas und Europas begehen dürfen. Diese Brücke, die am Anfang vor allem Almosengabe und damit auch etwas einseitig war, geht auf das Konzil und hier im Einzelnen auf den damaligen Kardinal Julius Döpfner und seinem Gegenüber Bischof Echeverría zurück. Im Internet finden sich Bilder von einem Empfang in Guayaquil aus dem Jahre 1967. Für uns als KLB, die vor allem zu den Diözesen Riobamba und Sucumbios eine intensive Verbindung pflegt, ist es sehr bedeutsames, das da für den diözesanen Bußgottesdienst 2012 angesichts 50 Jahre Partnerschaft der Erzdiözese mit den Diözesen des Partnerlandes Ecuador ausgewählt wurde. Es geht auf Bischof Proanjo aus Riobamba zurück, der in seiner Biografie ganz an der Seite der Indigenas gegangen ist. Als von der Befreiungstheologie getragener Theologe vertrat er mit den beiden Synoden von Medellin und Puebla nachdrücklich die "Option für die Armen".

Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass hier der Gekreuzigte im Poncho gezeigt wird. Im Kreuzestod, so könnte man sagen, wird Christus eins mit allen Menschen, besonders aber mit den Bedürftigsten dieser Erde. Das sind in Ecuador mitunter die Indigenas, in deren Gewand der Gekreuzigte dargestellt wird. In und mit ihnen wird dieser Christus auch in unseren Tagen immer wieder gekreuzigt. In und mit ihnen geht er den ganzen Weg der Erniedrigung noch einmal mit. Er geht ihn in der zuversichtlichen Hoffnung, dass ER in ihnen auch erhöht werden wird. Das ist aber keine Tat, die ER sich selber als Erfolg anrechnen könnte. Es ist ein Weg, der für diese Menschen zum Geschenk wird. Dieser Weg ist eine Gabe Gottes. Sie kommt – wie so vieles - aus der Hand des Allerhöchsten. Deswegen fällt beim diesjährigen Bußgottesdienst mit der Blickrichtung auf die Partnerschaft mit Ecuador unser Blick auf die "Ärmsten der Armen", die auf wesentlich mehr angewiesen sind als auf "uns beruhigende Almosen-Gaben". Sie brauchen die Achtung als Menschen, die uns – gerade als Europäern und im Besonderen uns als Deutschen – als "Schwestern und Brüder" auf "Augenhöhe begegnen" dürfen. Hören wir auf diesem Hintergrund die Meditation, die der Feder der ehemaligen Sekretärin von Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger, Frau Christa Schrödinger, entsprungen ist:

Meditation zum Bild "Gekreuzigter mit Poncho"
Die Darstellung des gekreuzigten Christus, die wir in Händen haben und betrachten, mutet uns zunächst vielleicht etwas eigenartig an: Jesus trägt keinen üblichen Lendenschurz, sondern einen Poncho - die alltägliche Bekleidung unserer Schwestern und Brüder in Ecuador. Dieses Bild kann uns an den "Christus-Hymnus" im Philipperbrief erinnern: Christus will uns Menschen mit seinem Leben gleich sein (vgl. Phil 2,7). ER will sein Leben und Sterben mit uns teilen. ER lässt sich voll und ganz auf uns ein. Als "Menschensohn", wie Jesus sich selbst bezeichnet, teilt ER unser Menschsein. Jesus hat - wie wir Zweifel, Ärger, Zorn, Ängste, Verletzungen und Schmerzen gespürt; ER hat Enttäuschungen durchlebt. ER geht auch heute mitten hinein in alle Dunkelheiten und Tiefen unseres täglichen Lebens. Jesus war - wie wir mit leidvollen Situationen vertraut: Mit allen Menschen, die ihm mit ihren verschiedensten Leiden begegneten, hatte ER Mitleid - und ER weinte mit ihnen. ER begleitet auch heute jeden einzelnen Menschen in der ganzen Welt auf seinem Weg. Jesus hat - wie wir Freude, Hoffnung und Zuversicht gekannt: ER hat gelacht und sich an der lebendigen Vielfalt des menschlichen Lebens gefreut. ER sagt auch heute zu jedem Menschen sein bedingungsloses ja ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter, Herkunft, Hautfarbe, Lebensstand ... In vielen menschlichen Begegnungen schaut uns Jesus liebevoll an: ER schenkt uns An-sehen, Wertschätzung und Würde. ER kennt uns alle - ohne Ausnahme - von innen her. ER weiß um jede und jeden von uns. Das beeindruckende, schlichte Bild "Gekreuzigter mit Poncho" zeigt uns, wie nahe Gott in seinem Sohn Jesus uns Menschen kommt: Zu jeder Zeit und überall, wann und wo immer wir uns bewegen, lebt ER mitten unter uns. ER geht Schritt für Schritt mit uns. ER schenkt uns seine heilende und tröstende Nähe.

Instrumentalstück von Roland Prantl

Fürbitten:
1. Herr Jesus Christus, vieles ist gewachsen in der 50-jährigen Partnerschaft mit Ecuador. Lass die gegenseitige Solidarität und das Vertrauen weiter gedeihen. - Wir bitten dich, erhöre uns
2. Herr Jesus Christus, lass uns achtsam und hörend füreinander da sein und einander in Liebe begegnen.
3. Herr Jesus Christus, hilf uns zur Ruhe zu kommen, der Sehnsucht nach Leben in uns nachzuspüren und deinem Geist Raum zu geben.
4. Herr Jesus Christus, stärke in den Verantwortlichen der Kirche und in uns allen den Geist des II. Vatikanischen Konzils, damit unsere Kirche Zukunft hat.
5. Herr Jesus Christus, schenke unseren Verstorbenen Frieden und Freude in deinem Reich.

Vergebungsbitte + Allgemeines Sündenbekenntnis

Lied: GL 944 Meine engen Grenzen

Vater unser

Friedensgruß

Danklied GL 956/3 meine Hoffnung und meine Freude

Schlussgebet:
Christus Jesus, unser Bruder und Freund du willst dein Leben und Sterben mit uns teilen. Du gehst mitten hinein in unser Leben mit all seinen Dunkelheiten und Abgründen, die wir nicht vor dir verbergen müssen, die wir deiner grenzenlosen Barmherzigkeit anvertrauen dürfen. Du sagst ohne Wenn und Aber jedem einzelnen Menschen in unserer Weit dein JA zu. Du schenkst allen Menschen Ansehen, Wertschätzung und Würde. Du kennst uns von innen her und weißt um uns. So legen wir voll Vertrauen unser Leben in deine Hände und danken dir für deine unendliche Liebe, die du uns und allen Völkern auf dieser Erde schenkst. Dir sei Lob und Preis in Ewigkeit. - Amen.

Segen

Schlusslied GL 955 Bewahre uns Gott

Einzelsegen (wer ihn für sich wünscht, bitte nach vorne kommen)



Bilder: Alfred Bayer, Hans Schertl

Texte früherer Bußgottesdienste