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Bußgottesdienst 2008
am 14.März 2008 in der Basilika am Petersberg

 Verletzung und Heilung
musikalisch begleitet von Roland Prantl aus Ramelsbach (Klarinette)

Hinweis
Geplant war, den Bußgottesdienst mit dem Skulpturenweg auf dem Petersberg zu verbinden. Leider war das Wetter so nass, dass wir nicht ins Freie konnten und den Gottesdienst in der Basilika feiern mussten.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand die Lebenserfahrung von Verletzung und Heilung jedes einzelnen Gottesdienstbesuchers. Am Schluss des Gottesdienstes erhielt jeder Besucher ein Bild der Station Heilung und den Zuspruch von Wolfram von Eschenbach: Heilung bedeutet, dass der Mensch erfährt, was ihn trägt, wenn alles andere aufhört, ihn zu tragen. Vielleicht eine Anregung, beim nächsten Sonnenschein tatsächlich auf dem Skulpturenweg entlang zu wandeln!

Eröffnungsgesang: "Wo zwei oder drei …"

Gedanken zum Skulpturenweg

Der Skulpturenweg "Mit Leidenschaft Mensch sein" ist nach fast zwei Jahren Planungszeit, innerer Auseinandersetzung und Umsetzung im Laufe des Jubiläumsjahres 2007 eingeweiht worden. Die acht Stationen greifen Lebensthemen wie Wandlung/Übergänge, Neubeginn, Verletzung und Heilung, Begegnung, Entscheidung, Abschied, Heimat und Sehnsucht auf. Am Anfang stand die Vision, dem Schöpferischen in uns Ausdruck zu geben.
Es fanden sich neun Menschen, die in ihrer je eigenen Art eines der Themen in einer Skulptur künstlerisch umgesetzt haben. Wenn anfänglich die Freude über das Mitwirken und Tun im Vordergrund standen, so hat sich über die Resonanz der Betrachter im Laufe des Entstehungsprozesses bei jeder und jedem von uns eine Wandlungsgeschichte vollzogen. Die Skulpturen wurden zu Impulsgebern und wir zu einer Art Glaubenszeugen.

Und wenn wir uns jetzt als äußeres Zeichen gehend auf den Weg machen, so öffnen wir uns gleichzeitig einem inneren Wandlungsweg. Im Verlaufe des BuGoDi's lassen wir uns nun auf die Wirkung der 2. und 3. Station des Weges "Verletzung und Heilung" ein.


Eröffnungsgebet

Begleitender Gott, Du sagst von Dir selbst "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". Öffne alle unsere Sinne und den Blick auf uns selbst. Du kennst unser Inneres. Gib uns den Mut auf die je eigenen Verletzungen, Schwächen, Ängste und Unzulänglichkeiten zu schauen. Lass uns Deine Nähe durch Dein Mitgehen spüren.

Wenn wir uns jetzt auf den Weg machen, hilf uns,
Wandlung durch Dich zuzulassen. Amen


Lied "Schweige und höre …" - Effata Nr. 77


Station: Verletzung

Lesung aus Jesaja 50,4-9
(Das dritte Lied vom Gottesknecht)
Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers,
damit ich verstehe, die Müden zu stärken
durch ein aufmunterndes Wort.
Jeden Morgen weckt er mein Ohr,
damit ich auf ihn höre wie ein Jünger.
Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet.
Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück.
Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen,
und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen.
Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.
Doch Gott, der Herr, wird mir helfen,
darum werde ich nicht in Schande enden.
Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel;
ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
Er, der mich freispricht, ist nahe.
Wer wagt es, mit mir zu streiten?
Lasst uns zusammen vortreten!
Wer ist mein Gegner im Rechtstreit?
Er trete zu mir heran. Seht her,
Gott, der Herr, wird mir helfen.
Wer kann mich für schuldig erklären?
Seht: Sie alle zerfallen wie ein Gewand,
das die Motten zerfressen.
 

1. Andere verletzen: Jesaja 50,9a
"Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen. Wer kann mich für schuldig erklären?" Womöglich gehört es zu meinen alltäglichen Erfahrungen: "Ohne das ich es so wollte und manchmal absehen konnte, habe ich andere verletzt." Dies geschah unter Umständen dadurch, dass ich meine Mitmenschen überfordert habe. Welche Erfahrungen der letzten Zeit möchte ich in diesem Zusammenhang in Gottes Hände zurücklegen?

2. Verletzt werden: Jesaja 50,6:

"Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel." Manches Mal fühle ich mich wie der Gottesknecht von Deuterojesaja. Ich denke mir, was ziehen sie noch alles aus mir heraus? Wollen sie mich den gar nicht mehr zur Ruhe kommen lassen . .? Was hilft mir im Umgang mit meinen Gegner, damit ich ihr Unrecht nicht mit neuem Unrecht vergelte?

3. Mit-Läufertum: Jesaja 50,9b
"Seht: Sie alle zerfallen wie ein Gewand, das die Motten zerfressen." Es gibt Menschen, die kein Profil haben. Sie orientieren sich nur daran, was die anderen denken könnten oder was sie sagen. Wann stehe ich nicht zu meiner Wahrheit? Inwiefern könnte mir selbst der Gedanke helfen, dass sie "wie ein Gewand von Motten zerfressen werden", authentisch zu sein? Wann bleibe ich ein reiner Mitläufer?

4. Unterlassung: Jesaja 50,8b
"Lasst uns zusammen vortreten! Wer ist mein Gegner im Rechtstreit? Er trete zu mir heran." Täglich gibt es Hunderte von Möglichkeiten, Gutes zu tun. Dann gibt es aber auch das Problem, dass ich diese Chancen alle übersehe oder versäume. Wer oder was könnte mir zu einer neuen Sicht meiner Möglichkeiten verhelfen? Lasse ich solche Menschen bzw. Möglichkeiten an mich herantreten?

Lied: Effata - Nr. 120

 

Station: Heilung

Text aus Markusevangelium 3,1-6

Als Jesus ein andermal in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war. Und sie gaben Acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn.
Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten?
Sie aber schwiegen.
Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus und seine Hand war wieder gesund.
Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.

 

a) Streit - Aussöhnung:
Nach einem Streit haben wir Menschen die Möglichkeit den anderen, mit dem wir uns gestritten haben, nicht mehr anzusprechen und zu warten, bis er kommt, um sich bei uns zu entschuldigen, oder selbst auf ihn zuzugehen:

Welche Erinnerungen wecken diese Gedanken in mir ?

b) Handlungsfähigkeit
Manche Gruppensituation, mancher Mensch, manche Worte, manche Gedanken blockieren uns. Wir sagen in solchen Fällen häufig: "Da fehlen mir selbst die Worte!". Wir sind sprachlos und handlungsunfähig.

Wo und wann ergeht es mir so?

c) Sich nicht zeigen wollen
Menschen tragen an sich Verletzungen. Sie fallen dadurch auf, dass bei ihnen etwas abgestorben ist. Sie möchten diese Blößen anderen Menschen nicht zeigen. Denn sie wollen sich selbst nicht blamieren. Sie wollen nicht schwach erscheinen.

Wann geht es auch mir so?

d) Ja sagen zum eigenen Schicksal
Es ist etwas in mein Leben getreten, das ich mir nicht gesucht habe, z. B. eine Behinderung, eine körperliche oder psychische Erkrankung, eine Verlusterfahrung

Was hilft Menschen, so eine Situation in Gottes Hände zu legen? Wie geht es mir mit bösen Überraschungen?

Lied aus Effata 121

Schuldbekenntnis aus dem Gotteslob: Nr. 56,5 und Nr. 57,5+6.

Vergebungsbitte für alle Fürbitten:

Vater unser - mit Glockengeläute

Friedensgruß mit Friedenslied: Effata Nr. 65

Handauflegung:
"Der Herr legt seine Hand auf dich und schenkt dir einen neuen Anfang!"

Übergabe des Heilungsbildes von Alfred Bayer (neben der Handauflegung und beim Verlassen der Basilika)
dazu Instrumentalmusik Dankteil: Lied: Effata 80,1-3


Bilder: Alfred Bayer und Hans Schertl

Texte früherer Bußgottesdienste