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Bußgottesdienst 2000
am 7.April 2000 in der Basilika am Petersberg

Thema: Stille und Hören
musikalisch begleitet von der Männersingrunde Schwabhausen, Leiter Toni Roth

Eingangslied Chor: Hören will ich dich, mein Gott (3 Strophen)

Begrüßung

Liebe Schwestern und Brüder, wir freuen uns, daß ihr zu diesem abendlichen Bußgottesdienst der Katholischen Landvolkbewegung auf den Petersberg gekommen seid, damit wir uns auf Ostern vorbereiten. Gott kommt uns mit seinem Erbarmen entgegen. Durch unsere Fehler und Schwächen stören und verletzen wir uns eigenes Leben und das der andern. Darum wollen wir miteinander Gottes heilende Hand annehmen und unser Leben wieder neu auf ihn ausrichten. So beginnen wir unsern Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl.Geistes. Amen

 

Gebet

  Guter Gott, schenk uns im Lärm dieser Welt den Mut zur Stille.
In der Stille verbirgt sich deine Stimme.
Laß uns schweigen vor dir, dem schweigenden Gott, damit wir mit dem Herzen deine Stimme hören.
Darum bitten wir dich durch unseren Bruder Jesus Christus, der mit dir lebt in Ewigkeit. Amen

Lied
alle, Chor anstimmen: GL 521, Herr, gib uns Mut zum Hören (2 Strophen)

Hinführung

Ihr habt am Eingang eine Karte bekommen, die uns durch den Gottesdienst begleiten soll, der Hörende. Das Gesicht des Hörenden ist ganz offen, er hört jede Schwingung. Er hört ganz von innen raus. Um ihn herum ist eine Atmosphäre der Stille. Kein Lärm lenkt ihn ab. In dieser Stille empfängt der Hörende eine Nachricht. In dieser Nachricht kommt sein Leben vor, er spürt:"Du bist gemeint und kein anderer." Wir sind es gewohnt, daß wir ständig irgendetwas hören: Radio, Fernsehen, Verkehrslärm, Einkaufszentren mit Musikkulisse. Wir sind sie gewohnt, die Diskussionen, die nur den Gegner niederreden wollen; langatmiges Gerede, das nur die eigene Wichtigkeit betont. Der Lärm gehört zu den größten Umweltverschmutzungen unserer Zeit. Wenn wir aufmerksam werden, wie oft die Stille gestört wird, werden wir hören, daß es kaum noch Momente der Stille gibt, daß es eigentlich keine Zeit gibt, in der die Stille sich wirklich ausbreiten kann. Wie oft reden wir aneinander vorbei, weil wir das gesprochene Wort nicht mehr in Stille ausklingen lassen und darum nicht mehr die feinen Schwingungen hören, die dem Wort des andern erst den eigentlichen Sinn geben.

In der Stille Gott hören
Lesung aus dem Buch der Könige (1 Könige 19, 8-13)

Elija stand auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb. Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn: Was willst du hier, Elija? Er sagte: Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geglieben, und nun trachten sie auch mir nach dem Leben. Der Herr antwortete: Komm heraus, und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: was willst du hier, Elija?

kurze Instrumentalmusik

Besinnung

Am Berg Horeb musste Elija erkennen, daß Gott sich nicht mit der Macht von Sturm und Erdbeben zeigt, nicht mit der Gewalt von Feuerbränden. Er ist nicht in den Schrecken der Naturgewalten zu finden. Er ist nicht dort zu finden, wo die Lautstarken, die Gewaltigen, die Mächtigen sind. Die Sprache Gottes ist anders. Als Elija aufhörte zu reden, als er endlich anfing zu schweigen, hörte er plötzlich ein Stimme, die er noch nie im Leben gehört hatte, die Stimme einer vorüberschwebenden Stille: Die Stimme der Stille, selten gehört, weil sie vom Lärm unserer Stimmen übertönt und erstickt wird. Im Schweigen, in der hörbaren Stille, in der sanft vorüberschwebenden Stille, darf der Prophet erfahren: Gott ruft mich bei meinem Namen. In der Stille hört der Prophet die Frage Gottes: Elija, was willst du? Gott wartet in der Stille, daß ich mit ihm ins Gespräch komme und meinem Leben Sinn gebe. Wann habe ich bewußt die Stille erlebt und alle Geräuschquellen abgeschaltet, Radio, Fernsehen, . ? Wann bin ich in die Stille der Natur gegangen, um ihre Stimmen zu hören, das Rauschen des Windes in den Blättern, die Vogelstimmen, . .?

kurze Instrumentalmusik

Nehm ich mir den Mut zur Stille, um Gottes Stimme zu hören?
Laß ich mich ein auf den schweigenden Gott, um mit dem Herzen seine Botschaft zu hören?

Lied Chor: In den wachen Stunden der Nacht (3 Strophen)

In mich hineinhören

Durch das Ohr kommt die Welt zu uns herein. Wir hören und überhören Stimmen und Geräusche.
Nehmen wir uns Zeit, in uns hineinzuhören, auf unseren Körper zu lauschen, wahrzunehmen wie unser Herz schlägt?
Finde ich meinen Rhythmus im Ein- und Ausatmen?
Was treibt mich innerlich an? Was lenkt mich von mir ab? Instrumentalmusik kurz Kann ich offen werden für mich selbst, für das innere Schauen? Lasse ich mein Gewissen sprechen, höre ich auf meine innere Stimme?

kurze Instrumentalmusik

Wo werde ich schuldig, weil ich nicht in mich hineinhöre?
Kann Gott in mir zur Stimme werden, die mich begleitet, führt, mein Leben lebendig macht?

Lied Chor: Beginne du all meine Tage (Strophen 1 - 3)

Dem andern zuhören

Was die kleine Momo konnte, wie kein anderer, das war: Zuhören. Momo konnte so zuhören, dass dumme Leute plötzlich auf sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und Anteilnahme. Sie konnte so zuhören, dass ratlose und unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich froh und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur einer unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf- und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genau so, wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war. So konnte Momo zuhören.


kurze Instrumentalmusik


Besinnung

Was ist eigentlich das Besondere am Zuhören der kleinen Momo, so wie es uns Michael Ende in seinem gleichnamigen Roman schildert?
So zuhören, dass sich der andere wirklich verstanden fühlt, gehört sicher zu den schwierigsten Aufgaben. Intensives aufmerksames Zuhören, so wie es Momo konnte, heißt, sich in die innere Erlebniswelt des anderen hineinversetzen. Wir müssen fühlen, was der andere gerade erlebt oder was hinter seinen Äußerungen steht. Und zwar , und das ist das Schwierige dabei, von der Innenseite des Anderen her, so wie er seine innere Welt erlebt. Es verlangt von uns ein intensives Bemühen, sich in den anderen einzufühlen. Wir müssen uns fragen: Was bedeuten für ihn seine Äußerungen? Was fühlt er dabei? Was ist seine tiefere Botschaft? Es ist ein einfühlendes Hören der inneren Welt des anderen. Ein Bemühen, gleichsam unter die Haut des anderen zu schlüpfen, in seinen Schuhen ein paar Schritte in dieser Welt zu gehen.
Wenn wir wirklich zuhören, so heißt das, wir hören auch die leisen Klopfzeichen des anderen. Etwa seinen kaum wahrnehmbaren Schrei nach Anteilnahme, Zuwendung, Zärtlichkeit und nach Anerkennung seiner Bedürfnisse, die er vielleicht nicht auszusprechen wagt.

Aber für diese Art des Zuhörens braucht man Zeit. Zeit ist eine Ware, von der wir glauben, dass wir sie in dieser hektischen Welt nicht mehr haben. Doch wenn wir selbst "sprachlos", ohne Zeitdruck, für den anderen da sind, dann kann dieser sich selbst zur Sprache bringen. So werden wir unseren Mitmenschen zur Lebenshilfe.

Bin ich in dieser Weise still geworden, um den andern wirklich zu hören?

 

Lied alle, Chor anstimmen: GL 168, O Herr, nimm unsre Schuld (4 Strophen)

 

Vergebungsbitte / -gedanke

Gib uns den Mut zur Stille, um deine Stimme zu hören.
     Herr erbarme dich (gesungen)

Laß uns offen werden für uns selbst, damit wir bei uns daheim sein können.
     Herr erbarme dich (gesungen)

Öffne unser Ohr für die leisen Klopfzeichen des andern.
     Herr erbarme dich (gesungen)

So wie wir den Mut zur Stille finden, so wie wir offen werden für uns selbst, so wie wir unser Ohr für den andern öffnen, so erfahren wir, daß uns Gott heilt und uns neuen Mut zum Leben schenkt.


Lied alle, Chor anstimmen: Taize-Halleluja

 

Vater unser

Zum Vater unser geben wir uns die Hände und beten, wie Jesus uns gelehrt hat. Vater unser . .(gebetet)

 

Segen

Möge dir die Stille freundlich entgegenkommen, damit du Gott begegnest.
Möge dir die Stille liebevoll dein Herz aufschließen, damit du dich selber verstehst.
Möge dir die Stille sanft dein Ohr öffnen, damit du hörst, daß es Menschen gibt, die dir gut sind.
So segne uns Gott mit seiner Ruhe und Stille, der Vater, der Sohn und der Hl.Geist.
Amen

Schlußlied Chor


Bilder: Hans Schertl

Texte früherer Bußgottesdienste