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Flueli-Wallfahrt 1996


Landkreispilger auf den Spuren des Bruder Klaus
Ein einsames und enthaltsames Leben für den Frieden: Klaus von der Flue

Landkreis Dachau (gh) - Vier Tage lang bewegten sich 50 Teilnehmer der Pilgerfahrt des Katholischen Landvolkes vom Landkreis Dachau auf den Spuren des Bruder Klaus (1417 bis 1487).


Die Dachauer Pilgergruppe auf der Clisterli-Alm von Bruder Klaus.      Foto: gh       

Tief beeindruckt erfuhren sie viel vom Leben und Wirken dieses Schweizer Friedensheiligen, der in aller Welt verehrt wird.

Verständlich wurde den Wallfahrern auch die Handlungsweise von Bruder Klaus, der schon in seiner Kindheit das Gebet suchte und sich während des Spiels zur Andacht zurückzog. Schon bald bekam er auch Visionen, die sein Leben fortan prägen sollten. Mit 30 Jahren heiratete er die 17jährige Dorothee und führte mit ihr 20 Jahre lang ein überaus glückliches Eheleben.

Er bewirtschaftete einen großen Hof in Flueli, zu dem auch zwei Almen gehörten, und war ein angesehener Mann in der Gemeinde. Er wirkte als Gemeinderat, Richter, Kantonsrat und leistete als Hauptmann auch seinen Kriegsdienst, "wobei er stets Freund und Feind schützte", wie in den Chroniken zu lesen ist.

Als er wieder einmal ein Urteil zu Unrecht fällen sollte, legte er sofort alle politischen Ämter nieder. Zwei Jahre lang rang er dann mit sich und sicher auch seiner Frau Dorothee, dem Ruf des Herrn gerecht zu werden. Zehn Kinder waren ihnen geboren worden und das jüngste, das Kläuschen, lag noch in der Wiege, als er mit dem Einverständnis seiner Frau den Hof und die Familie verließ, um fortan als Einsiedler zu leben.

Zunächst wollte er ins Ausland, doch es wurde ihm bedeutet, daß sein Platz in der Heimat sei. So ließ er sich in der Ranftschlucht nieder, kaum 15 Minuten von seinem Wohnhaus entfernt, der 50jährige angesehene Bauer von der Flue, um dort ein beschauliches Leben zu führen.

Von diesem Tag an nahm er auch weder Speise noch Trank zu sich. Nur die heilige Kommunion wurde ihm einmal im Monat und an Festtagen gereicht, "wodurch er eine wundersame Stärkung erfuhr". Von höchster Stelle wurde dies überprüft und als selbst 30 Soldaten, die einen Monat lang seine Klause bewachten, nichts ausrichten konnten, wurde ihm zur Klause eine Kapelle gebaut, die heute das Ziel vieler Wallfahrer aus aller Welt ist.


Zelle von Bruder Klaus

Viele Politiker haben Bruder Klaus in der Ranft besucht und um Hilfe gebeten. Durch seinen Rat kam auch das "Stanser Verkommnis" 1481 zustande, durch das es gelang, einen Bürgerkrieg zu verhindern und die Eidgenossen für über 300 Jahre zusammenzuschließen. Nach seinem Tod 1487 setzte auch gleich seine Verehrung ein. Erst 1947 wurde Bruder Klaus von Pius XII. heiliggesprochen. Längst allerdings wurde er als Patron des Friedens angerufen. Gläubige sind sich sicher, daß er während des Zweiten Weltkriegs auch den Einmarsch in die Schweiz verhindert habe.

Auch das Gelübde jüngster Wallfahrer, wie etwa vier Männer aus Gera, für die Einheit Deutschlands schon vor 30 Jahren ein Gelöbnis zum Bruder Klaus abgelegt haben, zeigt, daß der Einsiedler von der Ranft auch heute noch als Friedensstifter angerufen wird. Zahlreiche Votivtafeln künden von seinen Heilungen und Wundern.


Grab von Bruder Klaus in Sachseln
Das Grab des Eremiten befindet sich in Sachseln. All die Stätten von Bruder Klaus, angefangen bei seinem Geburtshaus, über das Wohnhaus, St. Ulrich, St. Niklausen bis hin zur Wallfahrtskirche in Sachseln oder im Melchtal haben die Dachauer Pilger besucht und dort gemeinsam mit Pfarrer Karl Namberger vom Petersberg Einkehr gehalten oder Gottesdienst gefeiert. Fiel der steile Weg in die Ranft anfangs auch schwer, so freute man sich dann täglich aufs Neue, dort unten in der Klause und den beiden Kirchen sein zu können. Eine Lichterprozession wurde noch zu einem besonderen Erlebnis, ebenso der Aufstieg zur Clisterli-Alm, jener Stätte, wo Bruder Klaus erste Zuflucht gefunden hatte, bevor er seinen Weg in die Ranft beschritt.

Trotz der schlechten Witterung herrschte gute Laune unter den Wallfahrern, die aus dem ganzen Landkreis gekommen waren und dies war nicht zuletzt auch auf die gute Organisation der Vorsitzenden des Katholischen Landvolkes, Hildegard Mayerhofer und Werner Götz, zurückzuführen. Ein Besuch in Maria Einsiedeln und Lindau rundete die Fahrt noch ab, die sicher allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben wird.