Katholische Landvolkbewegung
berichtet in Wort und Bild ARNBACH - "Fürs normale Volk reicht der Glaube nur bis Karfreitag, dann ist es aus." So beschrieb Klaus Noescher, Geschäftsführer der Katholischen Landvolkbewegung (KLB), seine Eindrücke von den Glaubens- und Lebensverhältnisse der ecuadorianischen Bevölkerung.
Schuld daran ist vor allem der Öl-Boom in Ecuador. Es gibt rund 1000 kleine Bohrstellen, die alle durch Wirtschaftswege zugänglich sind. Entlang dieser "Straßen", die auch mitten in den Urwald hineinführen, siedelt die landlose Bevölkerung und nimmt damit den Shuar Lebensraum. Die Flüsse, ebenfalls eine Ernährungsgrundlage, verschmutzen zunehmend, weil die Pipelines in den entlegenen Gebieten oft schlecht gewartet werden. Die Indianer haben sich inzwischen zu einer "Föderation" zusammengeschlossen, die mit Hilfe eines eigenen Radiosenders spezielle Unterrichtsprogramme in die entlegenen Urwaldsiedlungen bringt. Mit Hilfe von Anwälten versuchen die Shuar, Rechtsansprüche auf "ihr" Land geltend zu machen. Die Regierung Ecuadors unternimmt allerdings einiges, um die Shuar durch eine "Gegenorganisation" zu spalten. Auch die "wilden" Siedler hat die KLB besucht, um ihre Nöte kennenzulernen. Viele von ihnen wurden schon drei- oder viermal von einem mühsam gerodeten Landstück vertrieben, wenn dort neue Ölquellen vermutet wurden. Entschädigungen hat man ihnen nicht gezahlt, sie leben zur Zeit noch in rechtlosen Verhältnissen und sind häufig der Resignation nahe. Klaus Noescher berichtete von einem der Führer der Siedler-Bewegung, der zum viertenmal einen Anlauf zur Existenzgründung gemacht hat und den Dachauern sagte, daß er seinen Kampf aufgeben werde, wenn man ihn von diesem Stück Land wieder vertreibe. Andere haben offenbar schon resigniert. Noescher berichtete vom Besuch eines "Indianer-Dorfes" das an einer Hauptverkehrsstraße liegt. Mittels Hinweisschildern werden Touristen auf die "Attraktion" aufmerksam gemacht. Für die Dachauer gehörte der Besuch dort zu den erschütterndsten Eindrücken der ganzen Reise. Hier haben wir deutlich die Konsequenzen der Landvertreibung gesehen, gesehen wie die Indianer sich für die Touristen prostituieren müssen." Ebenfalls mit kritischen Augen lernten die Reisenden ein Projekt der deutschen Entwicklungshilfe zu betrachten: den Anbau afrikanischer Ölplamen, die überall in Südamerika gefördert wird. Die Früchte liefern ein zur Margarine-herstellung benötigtes Fett. Dieser Rohstoff soll exportiert werden, kann aber auf dem Weltmarkt zur Zeit kaum abgesetzt werden. Ökologisch bringt der Anbau der Palmen erhebliche Probleme, weil der Boden nach 25 bis 30 Jahren völlig ausgelaugt ist und die Landschaft denn versteppt. Dennoch wird der Anbau mit Mitteln der Bundesregierung weiter gefördert.
Cornelia Braunsburger-Härtel |