Arnbacher Gespräche Übersicht                   Arnbacher Gespräche 2018

Jahresthema 2018: Metropolregion - Gefahr für den ländlichen Raum ?
1. .. damit Kirche am Leben dranbleibt" -
Zukunftsfragen der Kirche im ländlichen Raum

Pastoralreferent Robert Lappy
Strategie- und Organisationsentwicklung im Ordinariat

Dienstag, 20. Februar 2018


... zum Zeitungsartikel der SZ
: Der Wandel der Seelsorge



Zum ersten Abend der diesjährigen Arnbacher Gespräche zu dem Thema "… damit Kirche am Leben dran bleibt - Zukunftsfragen der Kirche im ländlichen Raum" begrüßte die Vorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung Dachau, Frau Lieselotte Werner, den Referenten Herrn Robert Lappy, Leiter der Abteilung Strategie- und Organisationsentwicklung im Erzbischöflichen Ordinariat München.

In seinem Vortrag zeigte Lappy insbesondere auf, vor welchen Herausforderungen die Kirche aktuell steht.

Die steigende Individualisierung, die Pluralisierung der Lebenswelt, die geforderte Mobilität in der Wohn- und Arbeitswelt, neu aufkommende Technologien und Medien, die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung sind beeinflussende Faktoren.

Traditionelle Orte der Glaubensweitergabe verlieren an Bedeutung. Ausgangslage sind der sich verstärkende Priestermangel, die abnehmende Akzeptanz von Kirche und überholte Gemeindemodelle. Antworten auf persönliche Lebens- und Glaubensfragen werden nicht mehr hauptsächlich in Pfarrgemeinden gesucht.


Referent - Robert Lappy

Als Entwicklungsthemen bieten sich neue Pastoralkonzepte, Leitungsmodelle, Vernetzung pastoraler Aufgaben und Personalstrategien an. Ein "weiter so" darf es nicht geben. Es wird vielmehr von Bedeutung sein, ob sich die Kirche in Zukunft nur als Hüterin von Brauchtum und Tradition versteht oder vielmehr ein lebendiges Miteinander und Füreinander in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellt.

Für den Sendungsauftrag der Kirche kann dies beispielsweise bedeuten, dass Gemeinschaften verstärkt vernetzt arbeiten, vorhandenes Engagement einbeziehen und auf die örtlichen Bedürfnisse der Menschen besonders eingehen. Dabei soll sich Pastoral an alle Menschen wenden, nicht nur an die Getauften. Sie hat dort stattzufinden, wo Menschen in Not sind und Hilfe erforderlich ist.
Die Kirche als Institution kann sich gezielt in verschiedenen Lebenssituationen als Kooperationspartner einbringen, beispiels-weise in der Daseinsvorsorge für Kommunen (Pfarrheim wird zum "Bürgerhaus"). Weitere Möglichkeiten sind die Zusammen-arbeit mit Verbänden, Ordensgemeinschaften oder örtlichen Initiativen mit sozial eingestellten Gruppierungen (z.B. Nachbarschaftshilfen). Nachwuchs für kirchliche Berufe lässt sich nur gewinnen, wo christlicher Glaube gelebt wird.

In der anschließenden Diskussionsrunde wurden zahlreiche Fragen und Anregungen eingebracht.

Auf die Frage nach der konkreten Umsetzung der aufgezeigten Entwicklungs-themen, führte Lappy aus, dass den Pfarreien die Themen bekannt sind, sich Veränderungen aber nur schrittweise umsetzen lassen.
Angesprochen wurde auch, dass der Bezug der Seelsorger zur örtlichen Gemeinschaft zusehends fehle, weil große Pfarrver-bände zu betreuen seien.

Dies sei auf den Priestermangel zurückzuführen. Daher sehe er künftig eine vermehrte Einbindung von Ehrenamtlichen als notwendig an. Es kam auch die Sorge zum Ausdruck, die Kirche gebe vermehrt die Trägerschaft bei der Kinderbetreuung aus der Hand.
In den Beiträgen der Zuhörer wurde zudem deutlich, dass sich die Situation der Kirche und der Seelsorge im städtischen und im ländlichen Raum kaum unterscheidet. Kirche müsse nahe am Leben der Menschen bleiben, Position beziehen in ihrer Haltung und Vorbild sein.
Beispiele, wie neue Glaubensgemeinschaften entstehen können, rundeten den Abend ab.

Zum Abschluss bedankte sich Frau Werner bei Herrn Lappy für seine Ausführungen und überreichte diesem einen Korb mit ausgewählten Produkten aus dem Dachauer Land.

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Der zweite Gesprächsabend findet am Donnerstag, 8. März 2018 um 19.30 Uhr im großen Saal im Unteren Haus der KLVHS Petersberg statt. Prof. Dr. Holger Magel von der Akademie Ländlicher Raum spricht zum Thema "Ländlicher Raum in der Boomregion München - eine aussterbende Spezies?" Gedanken über die Folgen grenzenlosen Wachstums.
Selbstverständlich gibt es auch hier wieder die Möglichkeit mit dem Referenten ins Gespräch zu kommen.


Der Wandel der Seelsorge
Arnbacher Gespräche enden mit einem Appell:
Die Kirche muss mehr sein als nur Hüterin von Brauchtum und Tradition
Dachauer SZ vom 28.Februar 2018

Petersberg - Gerade eben sind die Pfarrgemeinderatswahlen im Landkreis zu Ende gegangen - auch von den Pfarrgemeinderäten, häufig sind es Frauen, hängt in nicht unbedeutendem Maß die Zukunft der Kirche ab. Die ersten Arnbacher Gespräche der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) in diesem Jahr widmeten sich genau diesem Thema: "Damit Kirche am Leben dran bleibt - Zukunftsfragen der Kirche im ländlichen Raum", lautete der Titel der Veranstaltung. Vorweg: Die Situation der Kirche und der Seelsorge unterscheidet sich nicht wesentlich im städtischen und ländlichen Raum.

Das war ein Ergebnis.

Robert Lappy, Leiter der Abteilung Strategie- und Organisationsentwicklung im Erzbischöflichen Ordinariat München, machte deutlich, dass Bewegung in die Kirche gekommen ist.

Die neuen Herausforderungen durch eine sich wandelnde Gesellschaft machen neue Antworten nötig. Wie bisher kann die Kirche nicht agieren.

Die Fragen, denen sich die Kirche stellen muss: steigende Individualisierung, die Pluralisierung der Lebenswelt, die geforderte Mobilität in der Wohn- und Arbeitswelt, neu aufkommende Technologien und Medien, die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung. Traditionelle Orte der Glaubensweitergabe, erklärte Lappy, hätten an Bedeutung verloren. Wo steht die Kirche heute: Lappy zufolge ist ihre Ausgangslage gekennzeichnet durch einen sich verstärkenden Priestermangel, die abnehmende Akzeptanz von Kirche und überholte Gemeindemodelle. Antworten auf persönliche Lebens- und Glaubensfragen werden von den Menschen nicht mehr hauptsächlich in Pfarrgemeinden gesucht. Der Referent plädierte für neue Pastoralkonzepte, Leitungsmodelle sowie eine Vernetzung pastoraler Aufgaben und Personalstrategien. Ein "Weiter so" darf es nicht geben. Das machte Robert Lappy deutlich. Es werde entscheidend sein, ob sich die Kirche nur als Hüterin von Brauchtum und Tradition versteht oder in Zukunft ein lebendiges Miteinander und Füreinander in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellt. Für den Sendungsauftrag der Kirche könne dies etwa bedeuten, dass Gemeinschaften verstärkt vernetzt arbeiten, vorhandenes Engagement einbeziehen und auf die örtlichen Bedürfnisse der Menschen besonders eingehen.

In großen Pfarrverbänden leidet die Beziehung der Pfarrer zur örtlichen Gemeinschaft

Dabei sollen alle Menschen einbezogen werden, nicht nur die Getauften. Pastorale Arbeit sei dort nötig, wo Menschen in Not seien und Hilfe erforderlich sei, sagte Lappy. Die Kirche als Institution könne sich gezielt in verschiedenen Lebenssituationen als Kooperationspartner einbringen, beispielsweise in der Daseinsvorsorge für Kommunen. So könne das Pfarrheim etwa zum "Bürgerhaus" werden. Weitere Möglichkeiten sieht Lappy in der Zusammenarbeit mit Verbänden, Ordensgemeinschaften oder örtlichen Initiativen mit sozial eingestellten Gruppierungen wie den Nachbarschaftshilfen. Eines muss jedem klar sein: Nachwuchs für kirchliche Berufe lasse sich nur gewinnen, wo christlicher Glaube gelebt werde.

In der lebhaften Diskussion galten mehrere Fragen der konkreten Umsetzung der Entwicklungsthemen, die Lappy ausgeführt hatte. Den Pfarreien, sagte Lappy dazu, seien die Themen bekannt, Veränderungen ließen sich aber nur schrittweise umsetzen. Die Besucher machten deutlich, welche Probleme in den Landgemeinden bestehen: Die Beziehung der Seelsorger zur örtlichen Gemeinschaft fehle zusehends, da große Pfarrverbände zu betreuen sind. Da dies auf den Priestermangel zurückzuführen ist, plädierte Lappy für eine verstärkte Einbindung von Ehrenamtlichen. Die Besucher forderten, dass die Kirche die Trägerschaft bei der Kinderbetreuung nicht aus der Hand gebe.

Kirche, darüber waren sich alle Teilnehmer einig, muss nahe am Leben der Menschen bleiben, Position beziehen und Vorbild sein. Die Dachauer KLB-Vorsitzende Lieselotte Werner war mit der Veranstaltung zufrieden. Denn in der Diskussion nahm die Zukunft der Kirche, der seelsorgerischen Arbeit, klaren Konturen an.    HZ


Bilder: Alfred Bayer

Ankündigung der Arnbacher Gespräche 2018 in der Presse
Zum 2.Gespräch 2018