Röhrmoos, Januar 2004 Da antwortete
der Herr dem Iiob aus dem Wettersturm und sprach: Liebe Mitglieder und Freunde
Bei einem guten Menschen, der im paradiesischen Wohlstand lebt, Iiob, bricht das Chaos aus, es kommt knüppeldick von allen Seiten bis hin zu einem Aussatz, der auch eine übertragene Bedeutung hat: hinausgeworfen aus jeder Gemeinschaft. Und wie steht Gott dazu? Da geht es nicht mehr um kluges dogmatisches Wissen, so einfach und durchsichtig ist Gott nicht. Für Iiob geht es in die Tiefe seines Lebens: irgendwie ist Gott beteiligt; was hat Gott damit zu tun. Doch Gott begründet nicht, wie und warum. Schon das hebräische Wort Iiob stellt diese Lebensfrage. Denn ins Deutsche übersetzt heißt Iiob: wo ist mein Vater, oder noch genauer: wohin ist Gott? Das ist die Lebensfrage des Iiob. Er schaut aus nach einem, der ihm sein Leben erklärt, der ihn schützt in der Not. Mit dieser Gottsuche beginnt der Glaube. Es geht nicht um einen erdachten, durch Dogmen festgelegten, gleichsam bewiesenen Gott, sondern um die persönliche Lebenserfahrung, d.h. Gotteserfahrung. Da kommen die drei Freunde, gleichsam typische Vertreter der Menschheitsfamilie, die dem Iiob, dem Typ des Leidenden gegenübertreten, ihm solidarisch beistehen wollen. Sie bieten alle Gedanken auf, aber sie können diesen Iiob nicht erfassen. Ein Leidender ist immer ein anderer, sie können nicht an seine Stelle treten. Sie meinen es ernst, was der Trauerritus (Zerreißen der Kleider) und das gemeinsame Schweigen zeigen. Und sie lassen ihm, dem Leidenden das erste Wort. Das ist ein therapeutischer Rat der Bibel: Trauerarbeit beginnt nicht damit, dass man auf den Leidenden einredet, sondern dass man ihm das erste Wort lässt, dass man seiner Klage zuhört und ihn damit den ersten Schritt aus seiner desolaten Lage herausgehen lässt. Iiob wird u.a. als gottesfürchtig gerühmt, d.h. als ein Mensch, der begriffen hat, dass er auf einen unbegreiflichen Gott verwiesen ist, der im Innersten angenommen hat, dass Gott nah und fern zugleich ist. Wir können Gottes Barmherzigkeit nicht so hochstilisieren, dass wir ihn vereinnahmen, er bleibt unberechenbar und verborgen, aber doch barmherzig, ohne dass wir ihn begreifen. Aus diesem Glaubensgrund kommt die Klage Iiobs. Aus seinem Innersten heraus stellt er die Sinnfrage des Lebens und damit die Gottesfrage. Da gibt es keine Trennung zwischen Gebet und Nicht-Gebet. Schon der verzweifelte Aufschrei ist Gebet, viel mehr als das formale Sonntagsgebet in der Kirche, das in das Leben der Menschen überhaupt nicht eingreift. Iiob verwünscht den Tag seiner Geburt, für ihn ist sogar der Tod verschwunden; die Schöpfung steht auf dem Kopf, Iiob sieht sich versunken ins Chaos wie vor der Schöpfung, er fühlt sich absolut verloren. Es ist die biblische Weisheit, dass solche Klage ausgesprochen werden muß. Nur wenn man die Sprache wieder findet, findet man aus der Not wieder heraus. Iiob ist kein Dulder, er ist ein Klagender. Klage ist bereits Bewegung, das Heraustreten aus dem Schweigen gehört unverzichtbar zur Krisenbewältigung. Seine Klage ist auch Anklage: Er will die Ursache namhaft machen, woher kommt es? Klage ist auch Protest gegen die Gewalt, das gehört zur Substanz des Menschen. Unmenschlich ist es, vom Menschen zu verlangen, klaglos zu sein. Klage ist Gebet. Jeder Schrei aus der Bedrängnis heraus ist Gebet, ist Antwort auf die Erfahrung der Wirklichkeit. Der erste Freund beginnt behutsam, vertritt aber die damals wie heute übliche Meinung, irgendwo liege eine Fehlhaltung Iiobs, irgendetwas stimme bei ihm nicht. Die Ursache für seinen Sturz ins Chaos liege bei ihm selbst. Und so hält letztlich der Freund dem Iiob unverhohlen unter die Nase, dass der Unglückliche selbst Schuld habe. Irgendwo habe er einen geheimen Defekt. Der Freund geht noch einen Schritt weiter: jeder hat ein Defizit, weil er ein Geschöpf ist, und daraus folgt das Leiden. Der Freund sieht das Leben als schicksalhaft unausweichlich festgelegt, am Ende wird der Mensch zerschlagen. So nimmt er jeden Verteidigungswillen, er macht mutlos und stiehlt sich aus der Lebensfrage heraus. Der Freund hat eben seine eigene Konzeption, er geht eigentlich an Iiob vorbei. Es ist halt etwas anderes, ob man die Last auf den eigenen Schultern spürt oder nur so nebenhergeht. Die anderen Freunde stoßen noch mehr in das gleiche Horn: Du bist selber schuld. Doch für Iiob ist das keine Lösung. Er fühlt sich nicht verstanden, er fühlt sich verlassen und verloren von allen Menschen. Er wendet sich erneut Gott zu. Da ist in ihm das Urvertrauen, dass sich ein Befreier erhebt: kein anderer Gott, sondern Gott hat noch ein anderes, verborgenes Gesicht, das sich durchsetzt, das sich erhebt über den Staub, über das Flüchtige und Vergängliche. Iiob möchte dieses verborgene Gesicht sehen, möchte wissen, mit wem er es zu tun hat. Was ist das für ein Gott? Iiob möchte ihn zur Rechenschaft stellen, ihn mit eigenen Augen schauen, mit seinem Gott aneinander geraten. Da anwortet Gott aus dem Wettersturm, d.h. Iiob soll zuerst dem Gott der Schöpfung begegnen. Gott antwortet mit einer Gegenfrage: Wo warst du, als ich die Erde gegründet? In vielen Variationen geht die Gottesrede dieses Thema durch. Das war nicht zu erwarten, dass Gott auf die Not Iiobs nicht eingeht, dem Ohnmächtigen seine Ohnmacht vorführt. Die Gottesrede erschöpft sich im weiteren Verlauf in der Tierwelt. Das wird in der zweiten Gottesrede mit dem Nilpferd verstärkt. Wird Iiob zugemutet, dass er mit belanglosen Dingen verspottet wird? Ist das nicht großartig bedeutungslos, unmoralisch? Soll sich Iiob mit ganz unten identifizieren? Aber dort ist er ja schon. Sind die Gottesreden wirklich eine Antwort? Gott steht für eine Wirklichkeit, die den ganzen Kosmos umfasst. Er ist in allem Leben gegenwärtig. Sogar das Nichtige, das Wertlose, das Staubkorn, der flüchtige Augenblick haben bei Gott Sinn. Er hält die Welt zusammen, er ist der Schöpfer, der auch Iiob ins Dasein gerufen hat. Wenn er schon hinter den ganzen Naturerscheinungen, hinter Löwen und Nilpferd steht, wie viel mehr ist er solidarisch mit Iiob. Noch mehr: Jedes der genannnten Tiere hat eine tiefe symbolische Bedeutung. Das Nilpferd z.B. ist Symbol für die geheimnisvolle Wirklichkeit der Lebensgefahr. Der Löwe ist das gefährliche Wüstentier, das Tier, das das lebensfeindliche Chaos (die Wüste) beherrscht. Diese Bilder wollen sagen: Gott kann diese Ungeheuer klein halten. Gott ist der Herr des Lebens und Todes, er ist gegenwärtig in der Wüste, also dem ruinösen Chaos des Lebens (Löwe), er ist gegenwärtig in der monströsen Macht und Lebensgefahr (Nilpferd). Der Verweis auf die Schöpfung wendet die Blickrichtung Iiobs, stellt den Menschen grundlegend hinein in Kosmos und Natur. Nur Gott -nicht Iiob- hat die ganze Tiefe des Chaos durchschaut und sich von der Macht der Finsternis gelöst. Er ist als Schöpfer dem Chaos entwachsen. An dieser Schöpfung, die Gott eingerichtet hat, hat Iiob, der leidende Mensch, Anteil. Jedes kleinste Lebenszeichen hat göttlichen Ursprung und in jeder schwachen Lebensäußerung in diesem ruinösen Chaos des Lebens ist Gott gegenwärtig. Diese Gottesreden geben keine
rezeptartige Antwort auf die vielfältigen Leiderfahrungen, auf die
vielen mehr oder weniger schwer getroffenen Iiobs unter uns. Sondern:
Gott ist mit dem Chaos vertraut, er weiß, wie diesem Menschen zumute
ist; der angeklagte Gott weiß um die Not des Betroffenen, denn er
ist durch das Chaos vorausgegangen. Er wendet sich auch dem erbärmlichen
Leben zu. Hinter dem Schwachen steht der göttliche Atem. So geht
die Gottesrede am Leidenden nicht vorbei. Gott jagt gleichsam dem Schwachen,
dem flüchtigen Augenblick, dem Unbedeutenden nach und bindet es in
seine unendliche Wirklichkeit ein. Er sitzt mit Iiob, mit dem Leidenden,
in der Asche. Diese lange Einführung ist nur ein kurzer roter Faden für das Buch Iiob. Vielleicht ist dieser rote Faden eine Anregung und Hilfe, dass sich der eine oder andere von Euch zum Abschluß des Jahrs der Bibel in dieses schwierige und vielschichtige Buch aus dem Alten Testament vertieft. Denn wohl keiner von uns kann sich der Leiderfahrung in seinem Leben entziehen, auch wenn das Leid -unbegreiflich- den einen mehr, den andern weniger schwer trifft. Iiob ist das Buch der Leiderfahrung schlechthin. Iiob , der allgemein menschliche Typ des Leidenden, aber nicht des Dulders. Ermuntern möchten wir Euch, wieder zu den Arnbacher Gesprächen zu kommen; nehmt auch Eure Freunde und Bekannten mit; das Thema lohnt sich, dass eine breite Diskussion ausgelöst wird. Arnbacher Gespräche
2004
Der Oasentag
- Verantwortung für die Schöpfung - ist schon ziemlich belegt.
Unsere Volkstänzer mächt ma ans Röhrmooser Faschingskranzl erinnern. Kemmts Maschkara, am Freitag, 30. Januar 2004, 20 Uhr ins Röhrmooser Pfarrheim. De Starnberger Tanzlmuse spuit auf, und ois wead vortanzt, dass aa a jeder mitmacha ko. Guat waars, wenn's Eich omoidn daats. Und weil wir schon beim erinnern
sind: Zum Emmausgang
treffen wir uns am Ostermontag, 12. April 2004 um 13 Uhr in Hebertshausen
an der Kirche St.Georg. Wir wünschen Euch eine gute Zeit und freuen uns, wenn wir Euch treffen. Pfiat Eich God |