St.Martin und der Petersberg 1700
Jahre St. Martin, seine und unsere Zeit Sonntag, 23.07.2017, 17.00 Uhr, musikalische Gestaltung: Roland Prantl
Musik,
Lied: Loblied GL 386 Liturgische Begrüßung (Josef)
Lebenslauf: auf der Umschlagsseite
Eine
Betrachtung von Martin Seidenschwang:
Das
Leben des hl. Martin
(Monika Mehringer) Der
heilige Martin 316 ist im heutigen Ungarn geboren und 397 in Candes
gestorben. Die 1700 Jahre seit Martins Geburt sind eine gewaltige Zeitspanne.
Trotz der langen Zeit weiß man von ihm sehr viel, weil ein gewisser Sulpicius
Severus schon zu Lebzeiten von Martin eine Biografie von ihm verfasst
hat. Freilich ist sie als Heiligenbeschreibung zu verstehen und man kann
davon ausgehen, dass sie "geschönt" ist, weil Sulpicius der Heiligsprechung
dienen wollte. In diese bewegte Zeit hinein wird Martin geboren. Jenseits der Interpretationen des Sulpicius stellt sich Martins Leben so dar: Sein Vater ist Offizier der römischen Armee und zu Martins Geburtszeit in Sabaria stationiert. Der Name Martin - abgeleitet von römischen Kriegsgott Mars zeigt wohl eindeutig, was Wunsch des Vaters war. Dieses Kind wird Kämpfer - es wurde dann Kämpfer für Christus. Die Familie lebte wohl mit römisch-heidnischer Religion. 4 Jahre später zieht die Familie nach Pavia, Italien. Dort tritt Martin mit 15 Jahren in die Armee ein. Söhne von Offizieren waren verpflichtet, ebenfalls Soldaten zu werden. Er war wohl tüchtig, denn er wurde bald zu berittenen Truppen berufen und später wurde er Offizier.
Mit dieser Reitertruppe kommt Martin nach Gallien und in Amien ereignet
sich die Legende vom Teilen des Mantels. Martin ist ungefähr 18 Jahre
alt. Er lebt schon nach den Worten der Heiligen Schrift, ist aber noch
nicht getauft. Umso interessanter wird der Traum, in dem ihm Jesus erscheint,
als der, dem er in Wirklichkeit seine Mantelhälfte geschenkt hat (wahrscheinlich
war es alles von dem Mantel, was ihm gehört hat, die 2. Hälfte war Eigentum
des römischen Staates). Martin fiel damals auf, weil er seinen Diener
(Adjutanten) bedient hat und mit ihm gemeinsam aß. Schon in diesen jungen
Jahren versuchte er sein Leben nach dem Evangelium zu gestalten. Von Hilarius
(315-367), Bischof von Poitiers und Kirchenlehrer, wird er auf die Taufe
vorbereitet und lässt sich von ihm 351 taufen. Jetzt geht Martin zu seinen Eltern nach Italien, um sie zu bekehren. Dies führt wohl zum Bruch mit dem Vater, doch die Mutter lässt sich taufen. In Italien sind die Arianer stark und Martin hat dort als Trinitarier keine Chance. So zieht er sich zurück auf eine Insel bei Genua und lebt dort als Einsiedler. 361 zieht er zurück nach Gallien, wo Hilarius wieder Bischof in Poitiers ist, um dort zunächst weiter als Einsiedler zu leben. Es schlossen sich ihm allerdings wohl schnell viele Männer an, die mit ihm leben wollten. Daraus erwuchs das Kloster Liguge, das bis heute erhalten ist. Er pflegte eine sehr einfache Lebensweise und die Regel sah vor, dass kein Bruder zum Geldverdienen arbeitete. Es mutet an wie die Vorgaben des ja viel später lebenden Hl.Franziskus, wenn man die Grundsätze seiner Regel vernimmt. Es ist die erste klösterliche Gemeinschaft und seine Regeln werden dann gut 100 Jahre später vom Hl.Benedikt überarbeitet. Bei den Benediktinern jedenfalls ist der Hl. Martin bis heute hoch verehrt.
Aus dieser Zeit sind viele Berichte über Wunder und Heilungen erhalten
und man kann daraus sehen, dass er viel unterwegs war und weithin bekannt
wurde. So bekannt, dass die Bevölkerung von Tours ihn zu ihrem Bischof
haben wollte. 371 wird er Bischof von Tours. Bekannt ist die Legende mit
den Gänsen, die Martin an die Leute verraten haben. Dahinter steht
ein sehr interessanter Konflikt in dieser Epochenwende: Interassant ist aber, dass Chlodwig, Frankenkönig, der nach den Römern die Herrschaft in Franken übernahm, die Verehrung Martins weiterführte. Die Reliquie des Martin verwendete er sozusagen als Glücksbringer. Die Cappa, den Mantel des Heiligen Martin, nahm er auf Eroberungen und in Kämpfe mit und siegte so im Namen des Heiligen Martin - (ob dem das so recht gewesen wäre lässt sich wohl hinterfragen… jedenfalls wurde Martin dadurch noch bekannter. Wir verwenden heute noch Begriffe, die auf diese Cappa zurückgehen: Es gab die Kapellani, die den Mantel beaufsichtigten und bewahrten - Kapläne! Die Orte, an denen der Mantel aufbewahrt wurde und Gottesdienst gefeiert wurde, wurden Kapellen genannt. Bischof
Martin wurde als einer der ersten nicht wegen seines Märtyrertodes heiliggesprochen,
sondern wegen seines Lebenswandels. Seine Ausstrahlung und sein beeindruckendes
und überzeugendes Wirken führten zu seiner Verehrung. Dies zeigt auch
die Legendenbildung. Sein Biograf überliefert schon eine ganze Reihe von
Legenden: z.B.
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kunsthistorische Infos zu den Wandgemälden
(Josef)
Musik
Musik/Lied, GL470, 1-3 Musik
Texte: Josef
Mayer u. Werner Götz |
Martinslegende
"Claudius Avitianus" erzählt
"Wie kannst Du schlafen, wenn der Diener Gottes vor Deiner Schwelle liegt?"
Er
lag auf dem Boden, auf einer Wiese wohl. Der Wind bewegte die Grashalme - es
war still. Er versuchte sich zu erinnern: Er war unterwegs gewesen über einen
hohen Pass in den Alpen, er war bewaffnet und begleitet von einem kleinen Wachtrupp.
Da waren sie in einen Hinterhalt geraten. Ein Pfeil hatte ihn getroffen. Und
er war ohnmächtig geworden. Jetzt waren wohl alle weg und er lag alleine - und
spürte sein Bein nicht. Er ahnte, dass er nicht mehr lange leben würde. Da kam
ihm der Satz wieder ins Bewußtsein aus einer lang vergangenen Zeit: "Wie kannst
Du schlafen, wenn der Diener Gottes vor deiner Schwelle liegt?" Es war die Stimme
des Bischofs Martin.
Er, Claudius Avitianus, lag damals im Bett in seiner Burg in der Nähe
der Bischofsstadt Tours. Der Kaiser hatte ihn als Richter dorthin geschickt,
damit dort, im entfernten Gallien, die Herrschaft Roms durchgesetzt wurde und
Recht und Ordnung herrschte. Naja - das mit dem Recht war ihm, Avitianus, nicht
ganz so wichtig gewesen. Aber um die Herrschaft Roms und seine Macht zu zeigen,
ließ er zu jener Zeit Männer aus den Dörfern festnehmen. Sein Wachtrupp und
er nahmen die Bauern, die Tagelöhner, die Diebe gefangen, nahmen sie gefesselt
mit sich und zeigten so jedem Dorf und der Stadt deutlich, wie stark sie waren
und dass sie ihre Macht auch durchzusetzen verstanden. Die Gefangenen wurden
in den Kerker der Burg gebracht, um sie öffentlich am nächsten Tag hinzurichten.
Was diese Männer gemacht hatten, wußte er, Avitianus, heute nicht mehr und vielleicht
wußte er es damals auch nicht. Es hatte ihm Spass gemacht, Unschuldige von den
Feldern und aus den Dörfern mitzunehmen und ihnen kurzen Prozess zu machen.
Wenn die anderen Bewohner sehen, wie elend diese Männer zugrunde gehen, würden
sie die Macht Roms schon ernst nehmen… "Wie kannst Du schlafen, wenn ein Diener
Gottes vor deiner Schwelle liegt?" Es war in der Nacht und Claudius Avitianus
hörte im Traum diesen Satz. Er ließ nach draußen schicken, damit sie den Heiligen
vor seinem Burgtor hereinholten. Doch die Diener kamen zurück und berichteten,
dass da vor dem dunklen Tor niemand sei. Da ging er selbst und er sah in der
dunklen Ecke des Tores den Bischof. Er bat ihn herein und er sprach mit dem
Bischof Martin. Am nächsten Tag ließ er die Gefangenen alle frei. Sein Leben
hatte sich danach geändert. Er schickte zwar seine Soldaten, wenn es Ärger und
Streit gab, aber er versuchte dann wenigstens, die Bauern anzuhören. Und manchmal
gelang ihm auch, Unstimmigkeiten zu klären und Lösungen zu finden. - "Wie kannst
Du schlafen, wenn der Diener Gottes vor Deiner Schwelle liegt?" "Nein," dachte
Avitianus jetzt, "ich schlafe nicht mehr. Ich weiß, die Begegnung mit Dir, Martin,
hat mein Leben verändert. Du hast aus mir einen neuen Menschen gemacht. Wenn
ich jetzt sterbe, dann empfängst Du, Martin, mich an der Schwelle jenseits des
Todes. Ich schlafe nicht, wenn der Diener Gottes vor meiner Schwelle liegt."
Monika Mehringer 2017