Maiandacht
2001
am Sonntag, 13.Mai 2001 in
der Basilika am Petersberg
Die
Frau, die das Leben bejaht
Musikalische Begleitung durch den Chor aus Erdweg unter Leitung
von Herrn Gotthard Dobmeier
Begrüßung:
Wir beginnen die Maiandacht im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied
/ Chor
Hinführung:
Drei Marias werden uns durch diese Maiandacht begleiten:
Die "Goldmarie" aus dem Märchen Frau Holle,
Maria, die Schwester der Marta und
Maria, die junge Frau aus Nazareth. Hören wir zuerst
einen Ausschnitt aus dem
Märchen Frau Holle.
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Ausschnitt
aus dem Märchen Frau Holle.
In diesem Märchen geht es um ein armes Mädchen, die Stieftochter
einer Witwe. Es musste jeden Tag an einem Brunnen sitzen und so lange
spinnen, bis seine Finger blutig waren. Als es die Spule im Brunnen abwaschen
wollte sprang ihm die Spule aus der Hand und fiel hinab. Die unbarmherzige
Stiefmutter verlangte von dem Mädchen die Spule aus dem Brunnen wieder
heraufzuholen. Ich lese nun einen Teil aus dem Märchen vor: -- Da
ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht,
was es anfangen sollte, und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen
hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte
und wieder zu sich kam, war es auf einer schönen Wiese, wo die Sonne
schien und viel tausend Blumen standen. Auf dieser Wiese ging es fort
und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das Brot aber rief: "
Ach, zieh mich raus, ach, zieh mich raus, sonst verbrenn` ich: ich bin
schon längst ausgebacken." Da trat das Mädchen herzu und holte
mit dem Brotschieber alles nacheinander heraus. Danach ging es weiter
und kam zu einem Baum, der hing voller Äpfel und rief ihm zu: "Ach,
schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander
reif." Da schüttelte es den Baum, daß die Äpfel fielen,
als regneten sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war. Und als
es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter. -
Wir erfahren in dem Märchen, daß das Mädchen zur Frau
Holle kommt, in deren Dienste eintritt und alle Arbeiten zur vollsten
Zufriedenheit der Frau Holle erledigt. Als "Goldmarie" kehrt sie nach
Hause zurück. 6.
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Zwischengesang
/ Chor
Evangelium:
Wir hören aus dem Evangelium nach Lukas: (Lk. 10, 38-42) Als
Jesus und seine Jünger weiterzogen, kamen sie in ein Dorf,
in dem er von einer Frau namens Marta gastlich aufgenommen wurde.
Sie hatte eine Schwester mit Namen Maria, die setzte sich vor den
Füßen des Herrn nieder und hörte ihm zu.
Marta dagegen hatte alle Hände voll zu tun, um ihn zu bedienen.
Sie trat zu Jesus und sagte: "Herr, kümmert es dich nicht,
daß mich meine Schwester die ganze Arbeit allein tun läßt?
Sag ihr doch, daß sie mir helfen soll!" Der Herr antwortete
ihr: "Marta, Marta, du sorgst und mühst dich um so viele Dinge,
aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt,
und das soll ihr nicht weggenommen werden."
Zwischengesang
/ Chor
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Evangelium:
Hören wir noch einige Verse aus dem Lukasevangelium aus dem 1. Kap.,
allerdings frei nacherzählt. (Lk. 1,26-38) Gott sprach Dich an, Maria.
Er hatte etwas vor mit Dir, er kam zu Wort und fand Gehör bei Dir,
er konnte sich Dir anvertrauen. Du bist erschrocken, als der Engel kam
Hast Du den eignen Ohren nicht getraut? Du hast nachgedacht und zurückgefragt.
Du hast Antwort gegeben auf die Frage, die Gott Dir gestellt hatte, und
Du hast JA gesagt.
Kurze
Auslegung
Auf den ersten Blick haben die drei Marias überhaupt nichts gemeinsam.
Hier die "Goldmarie, die dafür belohnt wird, daß sie zupacken
kann und der Frau Holle im Haus dient; dort Maria, die Jesus zu Füßen
sitzt, die nichts tut und dafür von Jesus auch noch verteidigt wird,
der sie in Schutz nimmt gegenüber der diensteifrigen Marta; dann
die Maria aus Nazareth, die, man kann sagen überrumpelt wird, zwar
nachfragt, dann aber doch recht schnell "Ja" sagt zu dem, was ihr da angetragen,
zugemutet wird. Drei ganz unterschiedliche Frauen, drei ganz unterschiedliche
Lebensformen und doch haben sie eines gemeinsam: Ihr "JA" zum Leben.
Die Goldmarie, die zupacken kann, das Leben anpackt. Mit wachen Sinnen
geht sie durchs Leben, hört die Signale - hört was der Backofen
und der Baum sagen - und geht darauf ein. Sie tut, was zu tun ist. Sie
geht den Aufgaben und Anforderungen des Lebens nicht aus dem Weg, sondern
sorgt dafür, daß es weitergeht im Leben. Sie fördert das
Leben. Sie nimmt es in die Hand. Sie stellt sich dem Leben tatkräftig
zur Verfügung; tut das, was im Augenblick notwendig ist und reift
daran. Sie wird zur Goldmarie d.h. sie wird zu einem reifen, wertvollen
Menschen.
Dagegen
Maria, die untätige Schwester der Marta, was hat sie mit der fleißigen
Goldmarie gemeinsam? Das Leben anpacken heißt ja nicht, ständig
aktiv zu sein. Auch Maria hat erkannt was jetzt wichtig ist, was jetzt
dem Leben dient, was jetzt "dran" ist: nämlich Jesus zuhören!
Zur Zeit Jesu hatten Frauen bei Tisch zu bedienen, die Gespräche
führten die Männer. Maria fällt aus der Rolle. Sie nimmt
sich das Recht heraus, sich mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen. Und
Jesus gibt ihr Recht, er steht auf ihrer Seite. Maria aus Bethanien,,
eine Frau, die geistig wach ist und spürt, was jetzt "dran" ist und
mutig danach handelt, auch wenn sie dadurch auffällt und aneckt,
weil sie unbequem wird. Christine Und dann Maria aus Nazareth. Sie sagt
einfach "JA". Ob ihr überhaupt klar ist, auf was sie sich da einläßt?
Sich mit Gott einlassen, Gott ins eigene Leben einlassen, mit Gott zu
tun bekommen heißt nicht ein sorgenfreies, bequemes Leben führen.
Das lernt Maria im Lauf ihres Lebens. Wir wissen nicht viel von ihr. Bei
den wenigen Bibelstellen, in denen sie erwähnt wird. geht es immer
um schwierige Situationen. Zuletzt steht sie unter dem Kreuz - und sie
steht immer noch zu ihrem "JA", das sie einmal gegeben hat. Alle drei
Marias sagen "JA" zum Leben, denn sie tun im richtigen Augenblick das,
was dem Leben dient, was zum Leben notwendig ist. Wir können von
ihnen viel lernen: im richtigen Augenblick das Notwendige tun - zupacken,
zuhören, "JA" sagen zum LEBEN.
Musik
Gebet:
(Litanei)
Im
Vertrauen darauf, daß Gott alle Wege mit uns geht und uns nahe ist,
wollen wir beten:
Du
gehst mit, bei Schwierigkeiten und Hindernissen in unserem Leben: Wir
loben dich, wir danken dir!
Du gehst mit, wenn wir mit wachen Sinnen die Signale des Lebens hören
und darauf eingehen. Wir loben dich . .
Du gehst mit, wenn wir nicht weiterkommen und Umwege machen. Wir loben
dich . .
Du gehst mit, wenn wir Angst haben vor dem nächsten Schritt. Wir
loben dich . .
Du gehst mit, wenn wir einen neuen Anfang wagen. Wir loben dich . .
Du
begleitest uns, wenn wir nach dem richtigen Weg suchen. Wir loben dich
. .
Du begleitest uns auch in der Hektik des Alltags. Wir loben dich . .
Du begleitest uns, wenn wir Wege zueinander suchen. Wir loben dich . .
Du begleitest uns, wenn wir aus der Rolle fallen. Wir loben dich . .
Du begleitest uns, wenn wir Verantwortung übernehmen für das
Leben. Wir loben dich . .
Du
bist da, wenn wir "JA" sagen zum Leben, auch wenn es uns schwer fällt.
Wir loben dich . .
Du bist da, wenn wir verzweifelt und ratlos sind. Wir loben dich . .
Du bist da, in den Menschen, die uns begegnen. Wir loben dich. .
Du bist da, wenn es still um uns wird, und wir einsam werden. Wir loben
dich . .
Du bist da, wenn wir tolerant und großzügig sind. Wir loben
dich. .
Du bist da, wenn wir gar nicht mit dir rechnen. Wir loben dich. .
Wir
geben einander die Hände und beten zusammen, so wie es uns Jesus
aufgetragen hat. Vater unser . . . . . Ave Maria
Lied
/Chor
Segen
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben
dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren, wenn andere über dich
herfallen. Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der
Herr sei über dir, um dich zu segnen. So segne uns alle der gütige
Gott, der Vater der Sohn und der heilige Geist. Amen.
Schlußlied
/ Chor und Alle
Gestaltet
von Christine Igelspacher, Margit Kammermaier, Angelika Ries
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