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Süddeutsche Zeitung
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Kordelmeditation


Diözesanversammlung der Katholischen Landvolkbewegung am 3.3.2001 auf dem Petersberg
Familien im Vordergrund
Diskussion der Landvolkbewegung bei Erdweg

Bericht der Süddeutschen Zeitung/Dachauer SZ vom 5.März 2001
von Adolf Mair


Erdweg Angesichts des dramatischen Geburtenrückgangs fordert die Katholische Landvolkbewegung (KLB) der Erzdiözese München und Freising "mehr Mut zur Familie".

Auf ihrer Diözesanversammlung im Tagungshaus am Petersberg stand daher das Referat "Welche Aufgaben haben Staat und Gesellschaft, damit das Modell Familie Zukunft hat?" im Mittelpunkt. Es referierten die Erdinger Stadträtin Roswitha Bendl'familienpolitische Sprecherin der ÖDP und Johannes Singhammer'sozialpolitischer Sprecher der CSU im Bundestag.

"Die Bedingungen für die Familie müssen drastisch verändert werden", forderte in seinem Grußwort Bürgermeister Michael Reindl und wies auf günstiges Bauland für Familien im Rahmen des Einheimischenmodells in der Gemeinde Erdweg hin.

In ihrer schonungslosen Analyse belegte Roswitha Bendl an Hand statistischer Zahlen die finanzielle Benachteiligung der Familien gegenüber den Kinderlosen. Ihr Fazit: "Die Familien wurden in den letzten Jahrzehnten verfassungswidrig betrogen und bestohlen."

Bendl machte auch die Rentenreform 1957 für die Benachteiligung der Familien verantwortlich. Seitdem seien nur noch die Beiträge entscheidend. Johannes Singhammer, dessen Partei 36 Jahre lang in Bonn regiert hat, beschränkte sich in seiner Analyse darauf, dass die Zahl der Beitragszahler in der Renten-, Kranken-und Pflegeversicherung und die der Leistungsempfänger aus dem Gleichgewicht gerate.

Unterschiedliche Strategien boten die beiden Referenten für eine Trendwende in der Familienpolitik. Laut Singhammer will die CSU als Ausgleich für die Erziehungsleistung ein Familiengeld von 1200 Mark pro Kind und Monat unter Einbeziehung der bisherigen Leistungen für die ersten drei Jahre gewähren, danach soll es nur noch die Hälfte sein. Die ÖDP will dagegen den Familien einen "Leistungs- und Lastenausgleich" in Form eines Erziehungsgehaltes zukommen lassen, was deutlich über den CSU-Vorschlag hinausgeht.

Kritisiert wurde, dass Familien, die ihre Kinder möglichst frühzeitig in Betreuungseinrichtungen abgäben, finanziell besser gestellt wurden als Familien, die ihre Kinder zu Hause betreuten. Während Singhammer die CSU-Vorstellungen, die eine "echte Wahlfreiheit zwischen Beruf und Familie" vorsehen, verteidigte, weil man mit der Lebenswirklichkeit gehen müsse, plädierte ein Diskutant dafür, das Familiengeld nur für den Fall zu gewähren, dass das Kind zu Hause betreut wird.

Adolf Mair in der Süddeutschen Zeitung/Dachauer SZ vom 5.März 2001


 

Zukunft für das Modell Familie
Diözesanversammlung in der Katholischen Landvolkshochschule am Petersberg

Bericht des Münchner Merkur, Dachauer Nachrichten vom 7.März 2001

Dachau (id) - ,,Mehr Mut zu Familie" - unter diesem Motto stand die Diözesanversammlung der Katholischen Landvolkhochschule am Petersberg, zu der die Vorstandsmitglieder der Diözese mehr als 100 Teilnehmer eingeladen hatten,

Als Hauptredner zum Thema "Welche Aufgaben haben Staat und Gesellschaft, damit das Modell ,Familie' Zukunft hat?", begrüßte der erste Diözesanvorsitzende Matthäus Huber Roswitha Bendl, familienpolische Sprecherin der ÖDP, und Johannes Singhammer (MDB), sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe. Michael Reindl, Bürgermeister der Gemeinde Erdweg, betonte in seinem Grußwort, dass in einer Gesellschaft, in der beispielsweise die Gewaltbereitschaft steigt, die Drogenprobleme zunehmen, der "Stellenwert der Familie erhöht werden muss". Dies kann seiner Ansicht nach nur dann gelingen, wenn alle Institutionen zusammenarbeiten.

Die erste Hauptrednerin, Roswitha Bendl, stellte in ihren Ausführungen fest, dass trotz aller Lippenbekenntnisse egal welcher Regierung in den vergangenen Jahrzehnten die Familien nicht entlastet, sondern durch den Staat betrogen wurden. Die Urteile' des Bundesverfassungsgerichtes in der Vergangenheit zum Thema Kindergeld lassen ihrer Ansicht nach auch keine andere Interpretation zu. Die Diskussion jedoch nur auf die finanziellen Gegebenheiten auszurichten, sei zu wenig, so Bendl. Die klassische "Wertediskussion" wird in jedem Fall aber maßgeblich von finanziellen Einflüssen geprägt.

Johannes Singhammer, selbst Vater von sechs Kindern, erläuterte in seinen Ausführungen ein "Drei-Säulen-Modell", bestehend aus einem einkommensunabhängigen Erziehungsgeld, einer besseren Vereinbarkeit von beruflicher Karriere und intaktem Familienleben und einer entsprechenden Wertediskussion. Nur das Zusammenwirken aller drei Faktoren könne ein intaktes Umfeld für Familien schaffen, so Singhammer. Ziel der Politik muss seiner Ansicht nach sein, durch ein entsprechendes Betreuungsangebot den jungen Familien eine echte Wahlfreiheit, ,,Pro oder Kontra" Familie, zu bieten. Erst wenn sichergestellt ist, dass mit der Gründung einer Familie keine soziale oder finanzielle Schieflage entsteht, kann die rückläufige Entwicklung der Geburtenzahlen aufgehalten werden.

Bei der anschließenden Diskussion war man sich einig, dass ein intaktes Familienumfeld durch nichts zu ersetzen ist In einer Gesellschaft, die von Konsumdenken und Bequemlichkeit geprägt ist, stelle sich viel mehr die Frage, welche Maßnahmen größte Wirkung entfalten. Ob die Politiker die radikale Umkehr in der Familienpolitik wie gefordert vollziehen, dürfe in Frage gestellt werden.

Münchner Merkur, Dachauer Nachrichten vom 7.März 2001


KLB ehrt Mitarbeiterinnen

Petersberg - Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) der Erzdiözese hat bei einer Veranstaltung am Petersberg zwei Mitarbeiterinnen mit der silbernen Ehrennadel geehrt:

Resi Mair (Landkreis Traunstein) und Walli Reichl (Mühldorf) engagieren sich seit vielen Jahren in der KLB - auf Ortsebene und in der Diözese.


Bericht der Süddeutschen Zeitung v. 5.3.2001
/ cff


Kordelmeditation
nach Dr. Hubert Klingenberger
die vor der Diözesanversammlung gehalten wurde.

Kordel als Sinnbild für mein Leben, meinen Lebensfaden,
die rote Linie, die sich durch mein Leben zieht

Wir nehmen die Kordel in die Hand, machen uns mit dem Material vertraut, sehen, dass sie aus einzelnen Schnüren zusammengedreht ist, riechen ihren trockenen Geruch, spüren mit den Händen eine gewisse Rauheit, aber zugleich auch ihre Beweglichkeit und Geschmeidigkeit.

Wir spannen sie zwischen den Händen, bilden Schlaufen oder andere Formen:
In unserem Leben gibt es direkte Wege, Umwege, Kreise, Kurven.

 

Wir spannen die Kordel zwischen beiden Händen auf:
Unser Leben ist eingespannt : Zwischen Geburt und Tod, zwischen Freiheit und Abhängigkeit, Lust und Frust, Familie und Arbeit, zwischen d e n Erwartungen, die an mich herangetragen werden und denen, die ich an mich selber stelle. Die Lebensspannung ist mal stärker, mal schwächer: Manchmal hängen wir durch, spannungslos, kraftlos; Manchmal ist alles wie zum Zerreißen gespannt - und es fehlt nur noch wenig und die Spannung würde sich explosionsartig in einem Durchriss lösen. Termine, Erwartungen, Verpflichtungen - wem auch immer gegenüber -, Sachzwänge, eigene Vorstellungen und Vorhaben - - sie ziehen und zerren an uns. Doch die Kordel wird nicht länger: Unser Tag hat 24 Stunden, unsere Kräfte ihre Grenzen, das Verständnis unserer Lebenspartner, Freunde und Mitarbeiter ein Ende.

Wir nehmen die Kordel mit den Fingern an ihren Enden und machen einen Knoten hinein:
Manchmal kommen Knoten hinein - man weiß nicht wie - in unseren dicken Lebensfaden. Unterschiedlichste Bedingungen können dazu führen: Verletzungen, Enttäuschungen, Bedrohungen und Ängste, Wut und Trauer, Einflüsse von innen und außen, Gesprochenes, Unausgesprochenes, Nicht-zu-Ende-Gesprochenes. Je fester die Spannung, desto fester wird der Knoten.

Wir behalten die Kordel weiter an ihren Enden in den Fingern und machen drei, vier weitere Knoten hinein:
Neue Knoten kommen hinzu, setzen sich neben, vor allem aber auch auf den ersten Knoten. Wenn einmal der Wurm drin ist, kommen bald weitere hinzu, so sagen wir. Das Durcheinander wird größer, verworrener; Anfang und Ende sind immer schwerer zu erkennen. Und fast nebenbei wird die Kordel immer kürzer, der Abstand zwischen den Kraft- und Spannungspolen immer geringer. Je mehr wir ziehen, je größer die Spannung wird, desto enger und fester ziehen sich die Schlaufen; anscheinend wird der Knoten dadurch kleiner, in Wirklichkeit wird er nur unauflösbarer. Wir können den Lebensknoten nicht entgehen, wenn wir uns nicht aus der An-Spannung herausnehmen: Zeitdruck, Erwartungsdruck, Handlungsdruck, Reflexionsdruck, Verantwortungsdruck nehmen Raum, machen den Knoten enger, binden, fesseln, verkürzen die Lebensspanne, die Spannbreite des Lebens.

Wir nehmen die Spannung von der Kordel, lockern die Verschlingungen, lösen die Knoten:
Knoten, Verfestigungen, Auswucherungen im Lebensfaden lassen sich nur im Zustand der Entspannung lösen; Schlinge für Schlinge öffnet sich - wie größer werdende Kreise. Lösung, Auf-Lösung, Er-Lösung In einer Situation der Spannungsfreiheit, unter Rahmenbedingungen, die nicht vom Zug-Zwang bestimmt sind. Auch beim Lösen wird Kraft ausgeübt, gezogen, aber an den richtigen Stellen, die Lösung ermöglichen. Das ist es, was wir brauchen: Freiräume der Spannungsfreiheit schaffen - statt neue Zugzwänge zu etablieren, Lösung statt Spannung erzeugen, Fesseln öffnen statt neue Bänder anzulegen, Muße ermöglichen statt den Zeitdruck zu übernehmen, Möglichkeiten eröffnen statt Wege vorzugeben, Verschlingungen lockern statt Knoten festzuzurren, Ansatzpunkte zum Knoten-Lösen aufzeigen, Kreise weiten, Luft geben, die Lebens-Spanne verbreitern.

Herr meiner Stunden und Jahre: Du hast mir viel Zeit gegeben. Sie liegt hinter mir und sie liegt vor mir. Sie war mein und wird mein und ich habe sie von Dir. Ich danke Dir für jeden Schlag der Uhr und für jeden Morgen, den wir sehen. Ich bitte Dich nicht, uns mehr Zeit zu geben. Ich bitte Dich aber um mehr Gelassenheit, jede Stunde zu füllen, heute gut zu füllen diese Stunden der Diözesanversammlung - und unser gemeinsames Handeln zu begleiten.

Dazu segne uns der gute und treue Gott - der Vater mit dem Sohn im Heiligen Geist. Amen.