KLB-Archiv                Adventsfeiern          


Adventliche Stunde 1995

Thema: Türen öffnen

in Fahrenzhausen am 15.12.1995 um 19.30 Uhr


Lied
: "Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht"

Begrüßung

Bibelstelle Johannes 1-9

Lied "Du bist das Licht der Welt" l. Strophe

Thema: Das Licht der Kerze

Meditation "Im Lichtschein einer Kerze"

Vor mir steht eine brennende Kerze.
Ich schaue schweigend und nachdenklich in ihr mildes Licht.
Still und unaufdringlich schenkt sie ihren Glanz und brennt hinein in das Dunkel.

 

Wie oft fehlt mir jene innere Ruhe und Sammlung, die von der Flamme ausgeht;
wie oft bin ich aufgewühlt von Lärm und Stimmengewirr und von der Unrast um mich herum und in mir selbst.
Wie schwer fällt es mir, zu schweigen, still zu werden und auf die Stille zu hören;
Wie oft tappe ich im Dunkeln und sehne mich nach einem auch nur schwachen Lichtstrahl.
Ich will mich öffnen auf dein Licht hin, o Gott.
Sprich zu mir, wie du am Morgen des ersten Schöpfungstages gesprochen hast: "Es werde Licht!"
Dann wird die Finsternis weichen, das Leben in mir sich entfalten und die Helle Raum gewinnen.
Laß die Strahlen deines milden Lichts bis in die dunkelsten Winkel meines Herzens fallen,
damit ich, angerührt und entzündet von deinem Licht, selber zu leuchten beginne, einfach und ruhig,
ohne Lärm und Aufwand.
Laß dein Licht, o Gott, in mir aufgehen und das bedrohliche Dunkel besiegen,
damit die Schatten der Angst mich nicht mehr lahmen.
Laß dein Licht, o Gott, durch mich hindurch " in meine Umgebung hineinleuchten,
damit sich die Menschen daran freuen können und es auch in ihrem Leben heller wird.

Die Flamme der Kerze ist ausgerichtet nach oben, sie strebt aufwärts, sie sucht die Richtung zum Himmel.
Ein Windstoß läßt sie flackern, sie brennt vielleicht kurze Zeit kleiner und schwächer, aber immer wieder"
kämpft sie sich durch und richtetet sich aufs neue empor.

 

Wie oft verliere ich den Blick, die Ausrichtung nach oben;
wie oft belasten mich Fragen und Probleme, drücken Kummer, Angst und Sorgen mich zu Boden, ziehen düstere Gedanken und schwermütige Vorstellungen mich gewaltig nach unten;
wie leicht lasse ich mich von Stimmungen verwirren und in die Irre, ja manchmal sogar "hinter das Licht" führen;
wie schnell können "Irrlichter" mich täuschen.

Ich will aufschauen zu dir, o Gott, und wie die Flamme der Kerze mich ausrichten nach oben.
Wenn ich hin und her gerissen bin, so laß mich bei dir zur Ruh kommen.
Wenn ich abgehetzt bin und zerstreut, so nimm du mich unter deine Obhut und in deinen Frieden.
Wenn ich zerrissen und verwundet bin, so heile du mich mit deiner unsichtbaren Gegenwart.
Wenn ich nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll, so gib du mir die Richtung und das Ziel neu an.
Wenn ich ausgebrannt bin, dann entzünde du mich neu und laß mich deine Kraft neu erfahren.

Das Licht der- Kerze durchbricht die Finsternis und bricht unsere harte Schale auf ;
es öffnet die verschlossenen Türen der Herzen,
führt aus der Enge der Angst in die Weite der Hoffnung,
wärmt und tröstet, schenkt Nähe und Freude.

 

Wie gerne würde ich das ausstrahlen, was der Schein der Kerze vermittelt;
wie sehr warten die Menschen in meiner Familie
und im Freundeskreis, in der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz
auf ein freundliches Gesicht, auf ein befreiendes Lächeln, auf einen wohlwollenden Blick,
auf ein gutes Wort, auf geduldiges Zuhören, auf ein kleines Zeichen der Zuneigung.
Ich will mich erleuchten lassen von dir o Gott,
der Quelle des Lichtes; aus dieser Lichtquelle will ich immer
wieder neu die Kraft schöpfen, um trotz meiner Unsicherheit
und Bequemlichkeit auf andere zuzugehen.
Auch wenn ich keine "große Leuchte" sein kann, so will ich
doch daran denken, daß es besser ist,
auch nur ein kleines Licht anzuzünden als über die "böse"
Dunkelheit zu klagen und zu schimpfen.
Auch wenn ich nicht immer "Feuer und Flamme" für dich bin,
o Gott, so laß es doch wenigstens in meiner allernächsten o
Umgebung ein wenig nach Wachs riechen.

Die Kerze brennt und verbrennt, sie wird kürzer und kürzer und verzehrt sich bis zum Schluß.
Sie gibt etwas von sich er, sie gibt sie hin, sie " opfert sich"

 

Wie oft kreise ich nur um mich selbst;.
wie oft brennt mein Einsatz nur auf "Sparflamme".
Wie gerne halte ich fest, aus Angst zu verlieren.
Wie schwer fällt es mir, loszulassen,
sein zu lassen, herzugeben, zu vergehen.
Wie fremd sind mir im Innersten und in meinem Verhalten
immer noch die Grundwahrheiten des Lebens:
Wer festhält, wird verlieren.
Wer losläßt, wird freier.
Wer geizt, wird ärmer.
Wer hergibt, wird reicher.
Wer wagt, wird gewinnen.
Ich will loslassen und mich von dir erlösen lassen, o Gott.
Ich will mich dem Strahl deines milden Lichtes anvertrauen, das mir sagt, daß ich frei werden kann von den Zwängen der Hab- und Ichsucht, der ewigen Angst, zu kurz zu kommen
Ich will der Spur deines Lichtes folgen, das meine Ab- und Umwege in Heimwege verwandelt.
Ich will mich herauslocken und führen lassen aus den allzu oft kleinkarierten Vorstellungen meines eigenen Denken; in die unermesslichen Horizonte deiner göttlichen Vorsehung.

Du himmlisches Licht,
aufgegangen über uns, auf dieser unserer Erd
ein der Sternstunde der Menschheit,
in der Geburtsstunde Jesu.
Du wunderbares Licht, zu uns gekommen,
um uns zu erfüllen und zu erleuchten,um in uns zu strahlen und mit uns zu leben.
Du tröstliches Licht, uns hilfreich zugewandt,
du schenkst Wärme und Nähe für all die
dunklen Stunden und Tage und auch Nächte.

Lied "Du bist das Licht der Welt" 2. Strophe

Text Ansprache einer Kerze
Ansprache einer Kerze Ihr habt mich angezündet und schaut - nachdenklich oder versonnen -in mein Licht. Vielleicht freut Ihr Euch ein bißchen dabei.

Ich jedenfalls freue mich, daß ich brenne. Wenn ich nicht brennen würde, läge ich in einem Karton mit anderen, die auch nicht brennen. In so einem Karton haben wir aber überhaupt keinen Sinn. Da liegen wir nur herum. Einen Sinn habe ich nur, wenn ich brenne. Und jetzt brenne ich. Aber seit ich brenne, bin ich schon ein kleines bißchen kürzer geworden. Das ist schade, denn ich kann mir schon ausrechnen, wann ich ein kleines Stümpfchen bin.

Aber so ist das: Es gibt nur zwei Möglichkeiten - entweder ich bleibe ganz und unversehrt im Karton, dann werde ich nicht kürzer und es geht mir überhaupt nichts ab - aber dann weiß ich nicht, was ich eigentlich soll - oder ich gebe Licht und Wärme, dann weiß ich, wofür ich da bin. Ich muß aber etwas von mir geben dafür: von mir selbst, mich selber. Das ist schöner als kalt und sinnlos im Karton zu liegen.

So ist das auch bei Euch Menschen, genauso. Entweder Ihr bleibt für Euch, dann passiert Euch nichts und es geht Euch nichts ab - aber Ihr wißt auch eigentlich nicht so recht: warum. Dann seid Ihr wie die Kerze im Karton. -Oder Ihr gebt Licht und Wärme. Dann habt Ihr einen Sinn und die Menschen freuen sich, daß es Euch gibt. Dann seid Ihr nicht vergebens da.

Aber dafür müßt lhr etwas geben: von Euch selber, von allem, was in Euch lebendig ist: von Eurer Freude, Eurer Herzlichkeit, von Eurer Treue, Eurem Lachen, Eurer Traurigkeit, von Euren Ängsten, von Euren Sehnsüchten, von allem, was in Euch ist.

Ihr braucht keine Angst zu haben, wenn Ihr dabei kürzer werdet. Das ist nur äußerlich. Innen werdet Ihr immer heller. Denkt ruhig daran, wenn Ihr eine brennende Kerze seht, denn so eine Kerze seid Ihr selber.

Ich bin nur eine kleine, einzelne Kerze. Wenn ich allein brenne, ist mein Licht nicht groß und die Wärme, die ich gebe, ist gering. Ich allein - das ist nicht viel. Aber mit anderen zusammen ist das Licht groß und die Wärme stark.

Bei Euch Menschen ist das genauso. Einzeln, für Euch genommen, ist Euer Licht nicht gewaltig und die Wärme klein. Aber zusammen mit anderen, da seid Ihr viel.

Licht ist ansteckend! Als der Krieg zu Ende war, fand in Los Angeles eine Feier der Bürger statt. Man feierte den Frieden. Bei seiner Ansprache sagte der Bürgermeister: "Ich möchte Ihnen etwas zeigen. In wenigen Augenblicken werden die Lichter im Stadion gelöscht. Es wird hier ganz finster werden. Ich werde dann das winzige Licht eines einzigen brennenden Streichholzes hochhalten. Sie werden es alle sehen. Dann bitte ich Sie alle, auch ein Streichholz anzuzünden und das Licht hochzuhalten." Das Licht ging aus. Es wurde stockfinster im Stadion. Sie alle schauten auf das kleine flackernde Licht in der Hand des Bürgermeisters. Und dann hörte man das Rascheln der Streichholzschachteln. Mehr als achtzigtausend kleine Lichter gingen an - und das Stadion wurde hell von all dem Licht. ,,Vergessen Sie dieses Bild nicht', rief der Bürgermeister: ,,Ein Licht ist wenig, aber das Licht ist ansteckend und viele Lichter sind hell".

Und noch etwas: Manchmal geschieht es, daß im Haushalt plötzlich das Licht ausgeht. Dann ist es unerwartet finster und alle rufen nach einer Kerze. Es werden Schubladen gezogen und mit dem Anzünden einer Kerze ist die Dunkelheit überwunden: mit einem einzigen Licht. So ist es auch unter Euch Menschen. Es ist nicht alles gut in dieser Welt. Vieles ist finster und kalt. Viele klagen und schimpfen darüber. Manche hören überhaupt nicht auf sich und anderen vorzujammern, wie miserabel es allen und ihnen im besonderen geht. Aber ein einziges Licht, das brennt, ist mehr als alle Dunkelheit.

Laßt Euch deshalb Mut machen und wartet nicht auf die Anderen. Laßt Euch anzünden, brennt und leuchtet und wärmt. Das ist der Sinn Eures Lebens, wie es der Sinn einer einfachen Kerze ist. Und wenn Ihr Zweifel habt, ob das auch stimmt, dann zündet eine Kerze an - und schaut in die lebendige Flamme und begreift das Gleichnis.

anschl.Kerzen anzünden

Lied "Mache dich auf und werde Licht"